70 Arbeitsstunden pro Woche für das iPhone

Kritiker werfen Apple vor, die Arbeitsbedingungen in China nicht wie versprochen zu verbessern. Konzern bestreitet das

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Von Hannes Koch

29. Jul. 2013 –

Trotz der Versprechen des iPhone-Herstellers Apple sollen weiterhin schlechte, teilweise gesetzeswidrige Arbeitsbedingungen in Zulieferfabriken des Konzerns in China herrschen. Dies berichtet die Arbeitsrechtsorganisation China Labor Watch in ihrer aktuellen Studie, die sie am Montag in New York veröffentlichte.

 

Rechercheure von China Labor Watch haben in den vergangenen Monaten selbst bei der Apple-Zulieferfirma Pegatron gearbeitet und dort mit rund 200 Beschäftigten Interviews geführt. Einer der Hauptkritikpunkte sind die überlangen Arbeitszeiten von durchschnittlich bis zu 69 Stunden pro Woche, die dem chinesischen Arbeitsgesetz widersprechen. In Deutschland arbeiten viele Beschäftigte weniger als 40 Stunden wöchentlich.

 

Apple hat im vergangenen Jahr zugesagt, die Arbeitsbedingungen bis Juli 2013 stark zu verbessern und vor allem die langen Arbeitszeiten auf das gesetzmäßige Maß zu verringern. Das Versprechen des Unternehmens bezieht sich allerdings nur auf die Zulieferfabriken des Foxconn-Konzerns in China. Foxconn ist bislang einer der wichtigsten Lieferanten von Apple. Dort werden Millionen iPhones, iPads und MacBooks hergestellt. Die Rechercheure von China Labor Watch (CLW) haben nun jedoch das Unternehmen Pegatron untersucht, das bisher nicht im Fokus der Öffentlichkeit steht. Es betreibt unter anderem ein Produktionswerk für die iPhones in Shanghai.

 

Laut CLW müssen die Beschäftigten für Pegatron bis zu 69 Stunden wöchentlich arbeiten. Bei sechs Arbeitstagen pro Woche ohne freien Samstag sind das knapp elf Stunden täglich. Bei Auftragsspitzen falle auch der freie Sonntag weg, dann steige die Arbeitszeit über 70 Stunden pro Woche. Demgegenüber erlaubt das chinesische Arbeitsgesetz maximal 49 Stunden wöchentlich. Ein Grund, warum die ArbeiterInnen die langen Schichten mitmachen, ist die unzureichende Bezahlung. Diese beträgt bei Pegatron laut CLW beispielsweise rund 400 Euro monatlich, was in chinesischen Großstädten nicht unbedingt ausreicht, um eine Familie über die Runden zu bringen. Die Beschäftigten haben deshalb selbst ein Interesse daran, länger zu arbeiten.

 

Weitere Missstände kommen hinzu. Teilweise würden die Arbeiter, so CLW, erniedrigend behandelt. Die Vorgesetzten würden sie in militärischem Ton anschreien und beschimpfen. Die medizinische Versorgung bei Arbeitsunfällen lasse zu wünschen übrig. Auch fehlten Fluchtwege. Vertretungen der Beschäftigten, die die Arbeitsbedingungen verbessern könnten, seien meist nicht vorhanden. In Stellungnahmen betonten Apple und Pegatron, den Vorwürfen nachgehen und Gesetzesverstöße abstellen zu wollen. „Wir werden keine Abweichungen von unserem Verhaltenskodex zulassen“, erklärte Apple. Im vergangenen Monat habe man aber selbst die Arbeitszeiten bei Pegatron überprüft und dabei festgestellt, dass die Angaben von CLW nicht zutreffen könnten: Durchschnittlich würden die Beschäftigten 46 Stunden wöchentlich arbeiten.

 

Die schlechten Bedingungen in der Produktion rühren unter anderem daher, dass Zulieferer von Apple wegen der großen Nachfrage innerhalb kurzer Zeit gigantische Fabriken aufbauen. Zehntausende neuer Beschäftigter werden dann mit rigiden Methoden in die Produktion eingegliedert. Nach Informationen aus Branchenkreisen verlagert Apple in diesem Jahr einen Teil seiner iPhone-Produktion von Foxconn zu Pegatron. Dabei soll es um die Herstellung einer billigeren Version des iPhones gehen. Aus der Sicht von Apple hat die Fertigung bei Pegraton vermutlich den Vorteil, dass dort schlechtere Arbeitsbedingungen und niedrigere Produktionskosten weiterhin möglich sind als bei dem unter Beobachtung stehen Unternehmen Foxconn.

 

In den vergangenen Jahren ist Apple unter einen gewissen Druck der Weltöffentlichkeit geraten, weil sich immer wieder Beschäftigte das Leben nahmen – bisher fast 20. Erst im vergangenen Mai berichtete CLW über drei Selbsttötungen in der Foxconn-Fabrik von Zhengzhou. Meist springen die Verzweifelten von einem Dach auf dem Werksgelände in den Tod. Unter anderem als Reaktion auf die Suizide beauftragte Apple die Fair Labor Association, die Arbeitsbedingungen bei Foxconn zu überprüfen und Vorschläge für Verbesserungen zu machen.

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