Abwrackprämie für Kühlschränke kommt

Einkommensschwache Haushalte bekommen 150 Euro, wenn sie einen Kühlschrank kaufen

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Von Hanna Gersmann

02. Apr. 2014 –

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) nennt es nicht so, doch sie führt eine Abwrackprämie für Kühlschränke ein. Hartz-IV-Empfänger, die ihren alten stromfressenden Kühlschrank verschrotten und einen sparsamen kaufen, sollen vom Staat einen Zuschuss bekommen – 150 Euro. Das Programm läuft zwei Jahre. Die Mittel reichen für 16.000 Gutscheine. Das Angebot gilt auch für Empfänger von Wohngeld und Sozialhilfe.

Die Voraussetzung: Die Haushalte müssen bei der Aktion „Stromspar-Check Plus“ mitmachen, die vom Deutschen Caritasverband zusammen mit dem Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen organisiert wird. Es ist eine vom Ministerium geförderte, kostenlose Energieberatung.

 

Langzeitarbeitslose werden dafür in einem Lehrgang von vier Wochen zu „Stromsparhelfern“ ausgebildet, dann besuchen sie die Kunden zuhause, messen den Stromverbrauch, geben Tipps. Bisher brachten sie ein Set mit Energiesparlampen, Standby-Schaltern, Spar-Duschköpfe und anderes im Wert von 70 Euro. Pro Haushalt und Jahr ließen sich so die Kosten für Energie und Wasser im Schnitt um 150Euro senken, erklären die Organisatoren. Davon profitierten auch die Kommunen und der Bund, die bei Beziehern von Arbeitslosengeld II für Wasser- und Heizkosten extra aufkommen müssten.

 

Bislang haben sich 125.000 Haushalte beraten lassen. Nun kommt der Tausch des Kühlschränke hinzu, die als besondere Stromfresser im Haushalt gelten. Die Regeln: Das bisher genutzte Gerät muss älter als zehn Jahre sein. Mindestens 200 Kilowattstunden müssen sich pro Jahr einsparen lassen. Der neue Kühlschrank oder die neue Kühl-Gefrier-Kombi dürfen nicht größer als das alte Gerät sein. Sie müssen zudem die höchste Energieeffizienzklasse A+++ erreichen. Das Programm startet zunächst in 67 Kommunen und wird nach und nach ausgeweitet. (Übersicht unter www.stromspar-check.de)

 

Wie Öko ist das Vorhaben? Dietlinde Quack, Expertin für umweltfreundliche Haushaltsgeräte am Ökoinstitut in Freiburg, sagt, dass die Produktion eines neuen Kühlschrankes weniger zu Buche schlage als die Energieverschwendung, wenn ein altes Gerät am Stecker bleibe - „90 Prozent der Umweltauswirkungen entstehen bei großen Haushaltsgeräten während der Nutzungsphase.“ Die Darum sei es „sinnvoll“, die vor 2004 hergestellten Kühlschränke auszusortieren. Die Abwrackprämie müsse allerdings wörtlich genommen werden: Der alte Kühlschrank gehört auf den Recyclinghof.

 

Das sieht Ministerin Hendricks genauso. Der alte Kühlschrank dürfe nicht im „Keller für das Bier“ wieder aufgestellt werden, sagt sie. Den Gutschein gebe es darum erst, wenn die Rechnung für das neue, aber auch der Entsorgungsnachweis für das alte Gerät vorgelegt werde.

 

Bleibt ein Problem: Die neuen top-effizienten Geräte gibt es nicht unter 330 Euro. Mindestens 180 Euro müssen selbst aufgebracht werden. Für die guten Geräte müsse man meist sogar über 600 Euro auf den Tresen legen, betonte die Grünen-Umweltpolitikerin Bärbel Höhn. „Das könnte an der Realität von Hartz-IV-Empfängern vorbei gehen.“

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