Alle deutschen Hersteller wollen Euro-5-Fahrzeuge nachrüsten

Anfang August will die Industrie mit der Politik ein Paket zur Vermeidung von Fahrverboten für Diesel schnüren. Wer die Kosten der Nachrüstung jedes zweiten Euro-5-Diesel trägt, ist nur zum Teil geklärt.

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Von Wolfgang Mulke

05. Jul. 2017 –

Die Autoindustrie will jeden zweiten Diesel der Abgasklasse Euro-5 mit einem Softwareupdate so programmieren, dass der Motor weniger Stickoxide freisetzt. „Alle drei großen deutschen Hersteller werden die Nachrüstung anbieten“, kündigt der Chef des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, an. Dies sei Teil eines Maßnahmenpakets, mit der Fahrverbote in den Innenstädten vermieden werden können.

Am 2. August soll es zu einem Gipfeltreffen der Branche mit Umweltministerin Barbara Hendricks und Verkehrsminister Alexander Dobrindt kommen. Analog der Vereinbarung, die Bayerns Landesregierung schon mit den bayrischen Unternehmen getroffen hat, will der Verband dabei eine bundesweite Vereinbarung vorschlagen. Neben der Nachrüstung der Euro-5-Fahrzeuge plädiert der VDA für weitere Instrumente, die den Verkehrsfluss erhöhen oder die Bus- und Taxiflotten durch moderne Modelle ersetzen. „Es gibt intelligentere Maßnahmen als Fahrverbote“, versichert Wissmann.

Von den rund sechs Millionen betroffenen Fahrzeugen ist etwa die Hälfte für eine Nachrüstung geeignet. Wer für die Kosten der Nachrüstung aufkommt, ist nur zum Teil geklärt. „Es ist klar, dass unsere Unternehmen die Entwicklungskosten übernehmen“, versichert Wissmann. Dazu kommen aber noch weitaus höhere Werkstattkosten. Einen Vorschlag dazu will die Industrie Anfang August mit nach Berlin bringen. Die zuletzt vermuteten Kosten von 100 Euro für die Software und 300 Euro für den Werkstattbesuch bezeichnet der frühere Verkehrsminister als „deutlich zu hoch“ angesetzt.

Die Aktion soll den Stickoxid-Ausstoß soweit vermindern, dass die Kommunen von Fahrverboten absehen können. Damit wird die Qualität der aktuell höchsten Norm Euro-6 nicht erreicht. Es sei eher eine Euro-5.5, sagt der VDA-Chef. Er kann jedoch nicht ausschließen, dass sich andere Fahrzeugparameter durch das Softwareupdate verschlechtern. „Wir gehen davon aus, dass es keinen nennenswerten Mehrverbrauch gibt“, sagt Wissmann. Was genau dies bedeutet, ließ er offen. Klar ist auch noch nicht, ob die ausländischen Hersteller sich dem Pakt anschließen.

Die Autoindustrie reagiert damit auf einen Einbruch bei den Verkaufszahlen beim Diesel. Der Marktanteil ging zuletzt von über 46 Prozent auf noch gut 41 Prozent zurück. Auch die Restwerte sinken kräftig, wenn die Gefahr von Fahrverboten weiter im Raume steht. Viele Kunden sind verunsichert und selbst der ADAC rät vom Kauf eines Diesel erst einmal ab, bis moderne Antriebe auf den Markt kommen.

Bis zum Ende des Jahrzehnts will der VDA das Problem mit Stickoxiden lösen. Dann wird laut Verband jeder zweite Diesel die Euro-6-Norm erfüllen. Allerdings sind bei Messungen im Straßenverkehr auch moderne Modelle durch beträchtliche Abweichung bei den Emissionen zwischen offiziellen Prüfstandergebnissen und der Praxis im Straßenverkehr aufgefallen. Für die betroffenen Autos wird es keine generelle Nachrüstung geben. Dies sei Sache der einzelnen Hersteller, heißt es beim Verband.

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