Auch arm kauft fair

Fairer Handel trotzt der Krise / Discounter sorgen für kräftiges Wachstum

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Von Wolfgang Mulke

11. Aug. 2009 –

Fair gehandelte Nahrungsmittel wie Kaffee, Gewürze oder Obstsäfte finden immer mehr Käufer. „Das Konzept kommt trotz oder wegen der Krise an“, sagte der Chef des Forums Fairer Handel, Hans Christoph Bill, am Dienstag in Berlin. Im vergangenen Jahr stiegen die Umsätze mit den Nischenprodukten um 38 Prozent auf rund 266 Millionen Euro. In diesem Jahr rechnet der Verband erneut mit einer zweistelligen Wachstumsrate. Offenkundig haben viele Konsumenten das Wohl der oft aus armen Ländern stammenden Hersteller beim Einkauf mit im Auge und vom reinen Gewinnstreben die Nase voll. „Bei uns steht der Mensch und nicht der Profit im Mittelpunkt“, erläuterte Bill.

Im Vergleich zu den gesamten Ausgaben für Nahrungsmittel ist der Anteil der fair gehandelten Waren allerdings immer noch verschwindend gering. Nicht einmal jeder zehnte Kunde greift regelmäßig zu fairen Produkten. Gut jeder fünfte ist Gelegenheitskäufer. Doch beide Gruppen wachsen und es ist längst nicht mehr nur eine Angelegenheit der Besserverdienenden, mit gutem Gewissen aus dem Supermarkt heimzukehren.

„Auch in den unteren Einkommensklassen finden sich Käufer“, berichtet Verbraucherforscher Volkmar Lübke, der eine von der Bundesregierung finanzierte Studie der Kundschaft erstellt hat. Danach legen auch knapp 40 Prozent der Konsumenten mit weniger als 1000 Euro Einkommen im Monat faire Produkte in den Einkaufswagen. Bei den Spitzenverdienern liegt der Anteil bei über der Hälfte.

Der Boom ist vor allem den Supermärkten und Discountern zu verdanken. In deren Filialen wird die benötigte Menge an Kunden aus allen Schichten erreicht. „Wir sind mit der Resonanz zufrieden“, sagt eine Lidl-Sprecherin. Genaue Absatzzahlen werden wie üblich aber nicht verraten.

Erfragt wurde auch die Motivation der Käufer von fairen Produkten. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht der Wunsch, keine aus Kinderhand hergestellten Erzeugnisse zu kaufen. Die richtige Verwendung des Geldes rangiert vor einer angemessenen Entlohnung der Produzenten auf dem zweiten Rang. Auch die Qualität, die Solidarität mit den Herkunftsländern und das gute Gewissen beim Einkauf sind wichtige Motive.

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