Aufsprengen, aufflexen, aufbrechen

Die Deutsche Bahn schützt ihre Fahrkartenautomaten mit Farbbömbchen. Großer Schaden durch organisierte Diebesbanden.

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Von Wolfgang Mulke

10. Feb. 2015 –

Wenn Passanten auf der Straße mit bunter Farbe bespritzte Leute begegnen, könnte es sich um Diebe handeln. Denn die Deutsche Bahn sichert ihre Fahrkartenautomaten nun in großem Stil mit kleinen Farbkanistern. Bricht ein Verbrecher den Automaten auf und will sich das Fach mit den Geldscheinen unter den Nagel reißen, versprüht das Gerät violette oder auch grüne Farbpartikel. Damit werden die Scheine eingefärbt und sind hinterher nicht mehr verwendbar. Aber auch die Täter sind mit dem hartnäckig haltenden Pigmenten gekennzeichnet. „Die Klamotten können sie wegwerfen“, sagt der bei der Bahn für die Sicherheit zuständige Vorstand Gerd Neubeck.

 

Die hartnäckig haftende Farbe ist überdies mit einer DNA versehen, die den Täter eindeutig mit einer Attacke auf einen Automaten in Verbindung bringt. Nötig wird die Aufrüstung durch die hohen Schäden, die vor allem Banden der Bahn beibringen. „Wir haben seit etlichen Jahren mit den Angriffen Krimineller auf Fahrkartenautomaten ein Problem“, erläutert Neubeck. Zwischen 2011 und 2013 verdoppelte sich die Zahl der aufgebrochenen Geräte auf 560. Im letzten Jahr sorgte verstärkte Bleche oder mehr Videoüberwachung zwar wieder für einen Rückgang auf knapp 400 Fälle. Doch den Schaden daraus beziffert die Bahn auf 6,7 Millionen Euro.

 

Dagegen bleibt die Beute meist bescheiden. Ein geschnappter Serientäter wurden vor Gericht 36 Aufbrüche nachgewiesen. An 30.000 Euro kam der Kriminelle so heran. Der an den Automaten verursachte Schaden belief sich dagegen auf 800.000 Euro. Dafür habe das Gericht den Mann zu vier Jahren Haft verurteilt, berichtet Bernd Stöberl, der für die Bundespolizei die Ermittlungen koordiniert. „In der Regel gehen die Täter mit roher Gewalt vor“, berichtet der Polizist, die Automaten würden aufgesprengt, aufgeflext oder aufgebrochen. Und es sind nach Erkenntnissen der Ermittler organisierte Banden, die sich dieses Geschäftsfeldes annehmen.

 

Nun werden vor allem in den Brennpunkten des kriminellen Geschehens Automaten mit Farbkanistern ausgestattet, die bei bestimmten Ereignissen wie großen Erschütterungen für eine unbrauchbare Beute sorgen und die Täter kennzeichnen. Da wird es für Zeugen leicht, sich die von der Bahn ausgelobte Belohnung von 2.500 Euro für einen dingfest gemachten Aufbrecher zu holen. „Solche Belohnungen haben wir auch schon ausgezahlt“, versichert Neubeck.

 

„Wir erhoffen uns damit einen Abschreckungseffekt“, sagt der für die Automaten zuständige Leiter der Bahn, Bernd Rattey. Immerhin erzielt das Unternehmen mehr als ein Viertel seinen Verkehrsumsatzes mit diesen Geräten. Ärgerlich ist die Zerstörung vor allem in ländlichen Regionen, wo die Fahrgäste keine Alternative für den Fahrscheinkauf am Bahnhof vorfinden. Sie dürfen allerdings auch ohne Ticket in den Zug einsteigen und dort bezahlen. Die Zugbegleiter können online feststellen, ob der Automat am Einsteigebahnhof tatsächlich nicht mehr funktioniert.

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