Autofahrer sollen wegen falscher Benzin-Angaben klagen

Die Hersteller-Werte für den Treibstoffverbrauch lägen oft zu niedrig, kritisiert die Deutsche Umwelthilfe.

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Von Hannes Koch

26. Feb. 2015 –

Schlecht für den Autohändler – gut für den Autofahrer. Wegen irreführender Angaben zum Benzinverbrauch erhielt der Kunde rund 2.000 Euro vom Kaufpreis der Fahrzeugs zurück. Weil mittlerweile mehrere Gerichte so entschieden, ermuntert nun die Deutsche Umwelthilfe die Autofahrer, gegen die Verkäufer, eigentlich aber gegen die deutschen Autohersteller, zu klagen. Denn deren Angaben zum Kraftstoffverbrauch ihrer Fahrzeuge seien oft zu niedrig, weshalb den Nutzern unerwartete Mehrkosten entstünden.

 

In einem Fall, den die Deutsche Umwelthilfe (DUH) vorbringt, soll der Spritverbrauch eines Audi A1 beispielsweise bei 8,5 Litern pro 100 Kilometern liegen, und nicht bei 5,4 Litern, wie der Hersteller sagt. Die Organisation unterstützt deshalb die Klage des Halters auf Schadensersatz oder Rückabwicklung des Kaufvertrages.

 

Zu niedrige Angaben zum Treibstoffverbrauch seien kein Einzelfall. „Bei den zehn meistverkauften deutschen Pkw“ liegen die Angaben „um durchschnittlich rund 38 Prozent“ zu niedrig, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. „Mit immer neuen Tricks rechnen die Hersteller die Testverbräuche schön“, erklärte Verkehrsexperte Axel Friedrich, der früher beim Umweltbundesamt tätig war. Beispielsweise würden die Lichtmaschinen der Fahrzeuge abgeschaltet, damit der Treibstoffbedarf sinkt. Dadurch kämen auf die Fahrzeug-Besitzer unvorhergesehene Aufwendungen zu. „Auf das gesamte Autoleben gerechnet, bedeutet jeder Liter Mehrverbrauch für den Autohalter circa 3.000 Euro Mehrkosten“, argumentiert die DUH.

 

Unternehmen wie Audi und Daimler wollten sich zu dem Thema am Donnerstag nicht äußern. Der Verband der Automobilindustrie wies die Vorwürfe zurück. Die Hersteller könnten gar nicht tricksen, weil „die Werte entsprechend den gesetzlichen Vorgaben von unabhängigen Prüfinstituten auf dem Prüfstand ermittelt“ würden, sagte VDA-Geschäftsführer Ulrich Eichhorn. „Die Normprüfwerte sind auf der Straße bei sparsamer Fahrweise real erreichbar.“ Tatsächlich sei es sogar möglich, „in der Praxis einen geringeren Verbrauch zu erzielen“, so Eichhorn. Höhere Verbräuche als in den Herstellerangaben, könnten unter anderem durch Sonderausstattungen der Fahrzeuge, beispielsweise Klimaanlagen, zustande kommen, heißt es beim Verband. Denkbar ist auch, dass sportliches Fahren oder die Verkehrssituation an manchen Orten, etwa häufige Staus, eine Rolle spielen, die zu Abweichungen führen.

 

Die DUH macht für den angeblichen Missstand die Politik mitverantwortlich. „Die aktuelle Bundesregierung hat – wie auch die Regierungen vor ihr – ein großes Herz für die Autoindustrie“, so Geschäftsführer Resch. Das zuständige Kraftfahrt-Bundesamt, das Bundesverkehrsminister Alexander Dorbindt (CSU) untersteht, drücke seit Jahren ein Auge zu. Die Kritiker fordern schärfere Kontrollen und bessere Regeln.

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