Bahn frei für die Impfung

Bund und Krankenkassen einigen sich über Verteilung der Impfkosten gegen die Schweinegrippe

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Von Wolfgang Mulke

13. Aug. 2009 –

Am Ende ging es ganz schnell. Am Donnerstagmorgen traten die Vertreter der Krankenkassen bei Gesundheitsministerin Ulla Schmidt zum finalen Gespräch über die Verteilung Kosten der Schweinegrippenimpfung an. Noch vor der Mittagspause war der Kompromiss unter Dach und Fach. Wenn sich bis zu 35 Millionen Mitglieder der Krankenkassen, das wäre die Hälfte, gegen den Virus immunisieren wollen, bezahlen dies die Kassen. Für jede weitere Dosis des Impfstoffs kommt die öffentliche Hand auf. Die angedrohte Beitragserhöhung zur Krankenversicherung ist damit ebenso vom Tisch wie eventuelle Zusatzbeiträge durch einzelne Kassen.

„Unser Ziel ist es, dass über die Risikogruppen hinaus jeder Bürger und jede Bürgerin, die geimpft werden wollen, dieses auch können“, versicherte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren, denn in wenigen Wochen erwarten die Experten eine deutliche Zunahme der Infektionen und Ende September soll das erste Gegenmittel geliefert werden. Dann kann es losgehen mit dem Schutz der Massen. Zunächst kommen jene 25 Millionen Versicherten dran, die zu den Risikogruppen zählen. Dazu gehören zum Beispiel die Beschäftigten, die mit Grippepatienten in Berührung kommen, Schwangere oder chronisch Kranke. Danach darf sich jedermann seine Dosis abholen. Ob sich tatsächlich jeder zweite dafür zum Arzt oder zum Gesundheitsamt begibt, ist eher unwahrscheinlich. So werden die Krankenkassen die größte Impfaktion der Geschichte am Ende wohl alleine bezahlen.

Dennoch bewertet der Spitzenverband der Krankenkassen das Ergebnis als Erfolg. „Wir sind froh, dass es eine klare Absprache gibt“, sagte Sprecher Florian Lanz. Nun könnten sich alle Beteiligten auf die Umsetzung der Pläne konzentrieren. Der Bund ist damit weitgehend außen vor. Nur eine Rechtsverordnung muss in Berlin noch erlassen werden. Die Impfaktion selbst wird von den Ländern organisiert. Wie hoch die Kosten dafür sein werden, ist noch offen. Die Kassen rechnen mit etwa einer Milliarde Euro. Für jede der nach einer Woche wiederholten Impfung veranschlagen die Kassen 30 Euro.

Unterdessen steigt die Zahl der Erkrankten weiter an. Mehr als 11.000 Fälle sind allein in Deutschland derzeit bekannt. Der Verlauf der Erkrankung ist allerdings noch immer überwiegend erträglich. Dies könnte sich allerdings mit einer wachsenden Zahl von Infizierten ändern. Auch mit Todesfällen rechnen die Krankenkassen im Herbst. Der Virus H1N1, auch Schweinegrippe genannt, hat sich von Mexiko aus inzwischen weltweit ausgebreitet. Derzeit werden Impfstoffe dagegen an Freiwilligen erprobt. Die Kassen erwarten Millionen Infizierte in Deutschland. Aufgrund der Beobachtungen in Mexiko könnten sich bis zu zwei Drittel der Bevölkerung anstecken. Die Übertragung funktioniert wie bei normalen Grippeinfekten zum Beispiel durch Niesen.


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