Bahn kommt mehr als sieben Jahre zu spät

Seit der Bahnreform nimmt das Ausmaß der Verspätungen im Fernverkehr stetig zu. Unwetter und überlastete Strecken vermiesen der Bahn die Pünktlichkeitsbilanz.

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Von Wolfgang Mulke

25. Nov. 2014 –

Im vergangenen Jahr kam die Bahn insgesamt 7,2 Jahre zu spät. Die Verspätungsminuten erreichten mit 3,79 Millionen einen Rekordwert. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor. Danach hat sich der Wert seit der Bahnreform 2004 um fast ein Drittel erhöht. Die Bahn spare sowohl beim Streckennetz als auch bei den Zügen auf Kosten der Zuverlässigkeit“, wirft die Linken-Angeordnete Sabine Leidig dem Unternehmen vor, „um Gewinne zu maximieren.“

 

Doch ganz so einfach lässt sich die Tabelle mit der Zeitreihe nicht interpretieren. Laut Bahn blieben die Werte im Fernverkehr in den vergangenen zehn Jahren stabil. Tatsächlich fuhren zwischen dem abgesagten Börsengang 2006 und 2010 immer mehr Züge pünktlich. Danach ging es diesbezüglich zwar wieder abwärts. Doch das kann das Unternehmen erklären. Der extreme Winter 2010 und das Elbehochwasser im vergangenen Jahr, sowie unpassierbare Strecken in den Bergwerksregionen des Ruhrgebiets brachten die Fahrpläne schwer durcheinander und sorgten für eine steigende Zahl unpünktlicher Ankünfte.

 

In diesem Jahr waren es bisher vor allem die Streiks der Lokführer, die den regulären Fahrplan aus den Fugen gerieten ließen. Im Fernverkehr sank der Pünktlichkeitswert im Mai unter die Marke von 80 Prozent. Daran trägt auch das Sturmtief Ela im Juni seinen Anteil. Die Hälfte der Verspätungen der letzten Jahre gehen laut Bahn auf witterungsbedingte Probleme zurück. Die Vorwürfe der Linken weist der Konzern zurück. Allein in diesem Jahr gebe die Bahn 70 Millionen Euro für den Winterdienst aus. Mit weiteren 90 Millionen Euro werde die Umgebung des Bahngeländes so bearbeitet, dass bei Sturm weniger Bäume auf die Gleise fallen können.

 

Eine weitere Statistik des Bundes legt jedoch nahe, dass nicht nur das Wetter für Verspätungen sorgt. Zu den Spitzenreitern gehören die Verbindungen von Frankfurt nach Mannheim und Fulda und von Duisburg nach Köln und Dortmund. Auch zwischen Würzburg und Nürnberg kommt es besonders häufig zu verspäteten Ankünften. Hier könnten auch Engpässe eine Rolle spielen. Die knappen Trassen will die Bahn durch verstärkte Baumaßnahmen verstärken. Dennoch fordert Leidig eine Überprüfung der Investitionen. Sie müssten prioritär zur Verbesserung der Pünktlichkeit eingesetzt werden.

 

Im Nahverkehr sieht es deutlich besser aus. Im Vergleich zu 2004 ist die Anzahl der Verspätungsminuten um 20 Prozent zurückgegangen. Fast 95 Prozent der Nahverkehrszüge waren im vergangenen Jahr pünktlich am Bahnhof. Als verspätet gilt ein Zug, wenn er mehr als sechs Minuten über der Zeit ist.

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