Bauern trotzen der Krise

Landwirte erwarten aber schwieriges Exportgeschäft / Milchpreise steigen bald wieder

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Von Wolfgang Mulke

08. Jan. 2009 –

Die Landwirtschaft spürt von der Wirtschafts- und Finanzkrise bislang wenig. „Wir werden die Lage meistern“, sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV) am Donnerstag in Berlin. Allerdings rechnet der Verband mit einem zunehmend schwierigen Exportgeschäft. Deutschland verkauft in anderen Ländern vor allem hochwertige Agrarprodukte. Bei steigender Arbeitslosigkeit steigen die Konsumenten jedoch auf billigere Lebensmittel und lassen die eher teuren Importwaren links liegen.

 

Die Verwerfungen in der Weltwirtschaft hinterlassen auch an anderer Stelle Spuren. Die Preise für Rohstoffe wie Weizen, Raps oder Milch sind seit der Jahresmitte stark rückläufig. „Wir bewegen uns mittlerweile wieder auf dem Erzeugerpreisniveau von Anfang dieses Jahrzehnts“, erläuterte Sonnleitner. Dazu hat eine weltweit gute Ernte beigetragen, aber auch ein Ende der Spekulation auf den internationalen Rohstoffmärkten. Doch der Verband sieht schon ein Licht am Ende des Tunnels. Mitte 2009 rechnet der BDV wieder mit einer Erholung er Erlöse, weil in diesem Jahr weniger erzeugt wird. Dann wird auch der Milchpreis wieder steigen. Inwieweit die Entwicklung auf die Kunden im Supermarkt durchschlägt, vermag der DBV nicht zu sagen. Die Agrarrohstoffe tragen nur zu einem Viertel zu den Nahrungsmittelpreisen bei. Bei manchen Erzeugnissen wie Brötchen und Brot ist der Anteil noch geringer. Genauere Prognosen zu den Trends bei Lebensmitteln werden demnächst auf der Internationalen Grünen Woche bekannt gegeben.

 

Der Preisrückgang wirkt sich auf die Ertragslage der bäuerlichen Betriebe aus. 2.800 Euro pro Familienarbeitskraft und Monat verdienten die Landwirte 2007/2008. Bis Mitte 2009 erwartet der Verband einen Rückgang der Gewinne auf gut 2.400 Euro. Es gibt aber erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen landwirtschaftlichen Sparten. Das Minus hält die Bauern nicht von weiteren Investitionen ab. „Wir haben noch keine Kreditklemme“, betonte Sonnleitner. Weiter würden Ställe gebaut, Anlagen und Maschinen angeschafft.

 

Sauer ist der Bauernpräsident auf die Industrie, vor allem auf die großen Konzerne. „Die jetzt Milliarden fordern, bringen dafür nichts ein“, kritisierte Sonnleitner. Die Landwirte müssten alle Risiken aus dem eigenen Vermögen absichern, während die Konzerne ihre Verluste auf die Allgemeinheit abwälzen würden. Die Landwirte wollen von den Konjunkturspritzen einen Anteil. Die Investitionsförderung müsse um 50 Millionen Euro erhöht und die Besteuerung des Agrardiesels verringert werden. Außerdem solle die Infrastruktur im ländlichen Raum ausgebaut und das Land mit Breitbandinternetzugängen versorgt werden.

 

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