Beiträge bei manchen Krankenkassen könnten steigen

Gesetzliche Kassen warnen die Mitglieder vor höheren Kosten im kommenden Jahr. Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert, dass die Arbeitgeber wieder zur Hälfte beteiligt werden

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Von Hannes Koch

25. Aug. 2015 –

Die deutsche Wirtschaft läuft gut, viele Beschäftigten verdienen mehr. Eigentlich sollten deshalb auch die Krankenkassen über ausreichende Mittel verfügen, weil ihre Einnahmen mit den Löhnen wachsen. Doch zumindestens für einige Kassen scheint das Gegenteil zuzutreffen. Mit steigenden Beiträgen für die Mitglieder rechnet der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung für das kommende Jahr.

 

„Wir müssen uns zum Jahreswechsel leider auf steigende Zusatzbeiträge einstellen, denn für die Mehrausgaben für Kliniken, Ärzte und Medikamente reicht der gesetzliche Einheitsbeitragssatz nicht“, so Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbandes. Auch Jens Baas, Chef der Techniker-Krankenkasse, sagte: „Die Gesundheitsversorgung wird auf breiter Front teurer.“ Im ersten Halbjahr 2015 habe die TK ein Minus von rund 55 Millionen Euro erwirtschaftet. Unklar ist allerdings , wieviele Kassen ihre Beiträge erhöhen wollen. Auch die TK weiß noch nicht, wie sie verfährt.

 

Der GKV-Spitzenverband wollte am Dienstag nicht bestätigen, dass das Defizit der gesetzlichen Kassen zwischen Januar und Juni 2015 etwa 500 Millionen Euro betragen habe. Ein Minus von 110 Millionen ist jedoch alleine bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) aufgelaufen. Nach Information des Bundesgesundheitsministeriums haben die gesetzlichen Krankenversicherungen aber immer noch ein finanzielles Polster von rund 25 Milliarden Euro.

 

Heute finanzieren sich die Kassen mittels eines Durchschnittsbeitrags von 15,4 Prozent des Bruttolohns pro Beschäftigtem. 14,6 Prozent davon werden je zur Hälfte von den Arbeitnehmern und den Unternehmen bezahlt, bei denen sie beschäftigt sind. Durchschnittlich 0,8 Prozent müssen die Versicherten alleine in Gestalt des sogenannten Zusatzbeitrages tragen. Wie hoch er ist, legt unter anderem der Bundesgesundheitsminister fest. Vorbereitende Zahlen dafür werden in der kommenden Woche veröffentlicht, die Entscheidung für 2016 fällt im Herbst.

 

Beim Zusatzbeitrag können sich Kostensteigerungen zu Lasten der Versicherten niederschlagen. Jede Kasse entscheidet selbst, wieviel Geld sie ihren Mitgliedern tatsächlich abverlangt. Gegenwärtig erheben elf von 123 Versicherungen Zusatzbeiträge, die über 0,9 Prozent liegen.

 

Wie die Techniker Krankenkasse erklärt, sind bei ihr im ersten Halbjahr 2015 die Kosten für Ärzte um 2,2 Prozent, für Krankenhäuser um 2,7 Prozent und für Arzeneimittel um 6,4 Prozent gestiegen. Bei Medikamenten schlagen unter anderem neue, teure Mittel zu Buche – beispielsweise das Präparat Sovaldi gegen Hepathitis C. Eine Tablette der US-Firma Gilead kostet 700 Euro, eine gesamte Behandlung um die 100.000 Euro.

Um derartige Kosten zu drücken, forderte der Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Rolf Rosenbrock, dass die Pharmafirmen ab dem Tag der Zulassung ihres Medikamentes nur Preise verlangen dürfen, die sie mit den Krankenkassen ausgehandelt haben. Heute gilt der Verhandlungspreis erst nach einem Jahr. In den ersten 12 Monaten können die Produzenten dagegen in Rechnung stellen, was sie wollen.

Außerdem solle der sogenannte Zusatzbeitrag abgeschafft werden, sagte Rosenbrock. Er müsse wieder gleichmäßig aufgeteilt werden auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Dies diene einerseits der Verteilungsgerechtigkeit, andererseits könne man dadurch auch bewirken, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Um Ausgaben zu sparen, würden die Arbeitgeber dann darauf achten, dass sich nicht einzelne Pharmafirmen eine goldene Nase verdienen.

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