• © Günter Wicker / Flughafen Berlin Brandenburg GmbH

Bescheidene Eröffnung des neuen Berliner Flughafens

Am 13. Oktober landen die ersten Flieger in Schönefeld. Eine Woche später ist in Tegel endgültig Schluss.

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Von Wolfgang Mulke

30. Sep. 2020 –

Die lange Leidensgeschichte des neuen Berliner Großflughafens BER neigt sich dem Ende zu. „Am 31. Oktober – 2020 – wird der BER eröffnet“, versichert Flughafenchef Engelbert Lüdge-Daldrup. Die Jahreszahl hat er nach etlichen Verzögerungen beim Bau des Airports wohl zur Sicherheit eingefügt. Man weiß ja nie. Schließlich wurden 2012 bei der letzten geplanten Eröffnung schon einmal zigtausende Ehrengäste inklusive der Bundeskanzlerin kurzfristig wieder ausgeladen.

Auf ähnlichen Pomp will der Airport diesmal verzichten. „Es gibt keine große Party“, kündigt der Manager an, „wir machen einfach auf.“ Demnach werden am 31. Oktober gegen 14.00 Uhr zeitgleich zwei Flieger landen. Auf der einen Landebahn kommt eine Maschine von Easyjet, auf der anderen eine der Lufthansa zu Boden. Den ersten Start gibt es einen Tag später durch die britische Fluggesellschaft. Wohin diese Reise führt, steht noch nicht fest.

Ein bisschen gefeiert wird doch, aber ein paar Kilometer weiter nördlich. Dort können die Berliner Abschied vom alten Flughafen Tegel nehmen. Denn Tegel wird nach über 50 Jahren geschlossen. Eine Woche nach der Eröffnung des BER ist Schluss. Am 8. November hebt eine Maschine der Air France zum Flug nach Paris ab. Ein Symbol. Denn der Flughafen liegt im ehemaligen französischen Sektor der einst in vier Sektoren der Siegermächte des zweiten Weltkriegs geteilten Hauptstadt.

Damit geht die Skandalgeschichte um Pfusch am Bau, Fehlplanungen, eine Verdreifachung der Kosten und jede Menge geschasster Manager und Planer noch nicht ganz zu Ende. 5,96 Milliarden Euro hat der Bau gekostet. Darin enthalten sind allein 770 Millionen Euro für den Lärmschutz in rund 20.000 Haushalten. Geradezu legendär waren die Schwierigkeiten mit der Brandschutzanlage, intern nur „das Monster“ genannt. Inzwischen soll alles funktionieren. „Wir haben uns geschämt“, gesteht Lüdge-Daldrup. Der BER habe Deutschland zur Lachnummer gemacht.

Zumindest finanziell geht das Desaster weiter. In diesem Jahr braucht die Flughafengesellschaft weitere 260 Millionen Euro von den Gesellschaftern Berlin, Brandenburg und dem Bund. Wie viel die drei Eigentümer in den kommenden Jahren zuschießen müssen, ließ der Airport-Chef offen. Das wird auch stark vom weiteren Verlauf der Corona-Krise abhängen, die den Luftverkehr in allen Facetten stark getroffen hat.

Die Krise sorgt jedoch dafür, dass der BER nicht schon zur Eröffnung überlastet ist. 36 Millionen Passagiere kamen 2019 mit dem Flugzeug nach Berlin. Nach Frankfurt und München war dies das dritthöchste Aufkommen in Deutschland. Davon ist die Hauptstadt derzeit weit entfernt. „Wir rechnen im Winterhalbjahr mit 20 bis 25 Prozent der Gäste, die wir vorher hatten“, sagt Lüdge-Daldrup. Erst 2024 erwartet er eine Normalisierung des Luftverkehrs.

Es wird also ausreichend viel Platz für alle Fluggäste geben. In Tegel müssen sie sich derzeit noch in langen Schlangen durch die Sicherheitsschleusen quälen. In Schönefeld können sie bequem mit der Bahn anreisen. Der Bahnhof befindet sich direkt unter dem Terminal 1. Es sind nur wenige Meter bis zu den Check-In-Schaltern. Technisch sei der BER auf dem modernsten Stand, versichern die Betreiber. Drei Terminals sowie zwei Start- und Landebahnen stehen zur Verfügung. Terminal 2 wird aufgrund der Flaute im Geschäft erst im kommenden Frühjahr eingeweiht. Dazu kommt noch ein Extra-Terminal für die Regierungsmaschinen. Denn auch Staatsgäste können nicht mehr in Tegel landen. Das Areal dort wird künftig anders genutzt.

Einstweilen ist beim BER also Bescheidenheit angesagt, und das nicht nur hinsichtlich der Eröffnung. Die Flughafengesellschaft muss sparen. Von den 2.200 Beschäftigten müssen 400 gehen.

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