Besser als nichts

Kommentar zum Textilstandard von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

06. Okt. 2014 –

Viele haben ihm wenig zugetraut. Nun kommt CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller allmählich in die Spur. Sein Vorhaben, schärfere soziale und ökologische Regeln für die globale Textilproduktion zu etablieren, könnte einen entscheidenden Fortschritt bringen.

 

Bisher arbeiten die Beschäftigten in den Textilfabriken Bangladesch, Pakistans und anderer Entwicklungsländer oft unter erbärmlichen Bedingungen. Die Kleidung, die deutsche Verbraucher kaufen, ist beispielsweis auch deshalb so billig, weil die Arbeiter zu wenig Lohn erhalten, um vernünftig leben zu können. Diesen krassen Missstand mag künftig die Zusicherung der Verbände und Firmen lindern, nach und nach eine existenzsichernde Bezahlung einzuführen.

 

Allerdings krankt der Müller-Standard an seiner Konstruktion. Es steht und fällt damit, wieviele Unternehmen mitmachen, und wie ernst diese die neuen Regeln nehmen. Das bleibt überwiegend ihre eigene Entscheidung. Verpflichten müssen sie sich zu nichts. Und ein Versprechen ist schnell gebrochen.

 

Die deutsche Politik verharrt damit bei ihrer weichen Haltung gegenüber den Interessen der Wirtschaft. Freiwilligkeit geht vor Gesetz, lautet das Motto. Wirksamer dagegen wären verbindliche Regeln – etwa in der Form europäischer Abkommen mit einzelnen Produktionsländern. Dann hätte die Industrie wahrscheinlich weniger Ausweichmöglichkeiten.

 

Allerdings sind die Hindernisse für europäische Lösungen immer groß – schließlich braucht es eine weitgehende Übereinstimmung zwischen den Mitgliedsstaaten. So tut der Minister wenigstens einen schnellen Schritt nach vorne, dem noch viele weitere folgen müssen. Besser als nichts.

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