Bürger zahlen, haben aber nichts zu sagen

Bürger stehen noch mehrheitlich hinter der Energiewende / Ärger über die Kostenverteilung zu Lasten der Verbraucher

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Von Wolfgang Mulke

12. Aug. 2013 –

Die privaten Haushalte stehen nach wie vor mehrheitlich hinter der Energiewende. Mit der Verteilung der Kosten zu Lasten der Verbraucher sind sie jedoch nicht zufrieden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv). „Die Energiekosten dürfen nicht weiter steigen“, verlangte vzbv-Chef Gerd Billen, sonst werde die Akzeptanz der Bürger verspielt.

 

Die großen Ziele der Energiewende halten vier von fünf Haushalten für richtig. Der Schutz von Klima und Umwelt sowie mehr Sicherheit durch den Ausstieg aus der Kernkraft sind die stärksten Motive der Befürworter. Ganz anders sieht es mit der Umsetzung aus. Jeder zweite Verbraucher sieht hier große oder kleinere Mängel. 52 Prozent der Bürger bereiten steigende Energiepreise Sorgen. Die Verschandelung der Landschaft durch Windräder oder Leistungstrassen nennen elf Prozent, die unausgereifte Technik zehn Prozent als wichtige Kritikpunkte.

 

Die Verbraucher sehen sich als weitgehend machtlos an, wenn es um die Umsetzung der Ziele geht. Fast 90 Prozent sehen die größten Einflussmöglichkeiten bei der Wirtschaft, den Energieversorgern und der Politik. Zwei Drittel meine, dass die Bürger dabei kaum etwas zu sagen haben. Dabei gibt es in der Bevölkerung durchaus Verbesserungswünsche. So hält eine deutliche Mehrheit der Befragten über ganz Deutschland verteilte Windräder für sinnvoller als den Bau riesiger Küstenwindkraftwerke. Eine klare Meinung haben die meisten Verbraucher auch über den Bau neuer Anlagen für Sonne- oder Windkraft. Sie plädieren für eine Begrenzung des Ausbaus erneuerbarer Energien, damit der dazugehörige Netzausbau besser geplant werden kann.

 

„Die Bürger sehen sich in der Verliererrolle“, beobachtet Forsa-Forscher Markus Hoyer. 42 Prozent sehen für sich Nachteile durch die Energiewende. Nur langfristig erwarten die Verbraucher Vorteile. Eindeutig sprechen sich die Befragten aus, wenn es um die Befreiung vieler Unternehmen von der Subvention der Ökoenergien geht. Fast zwei Drittel sind dagegen, weil dadurch die Stromkosten für die privaten Haushalte steigen.

 

Als Schlussfolgerung aus der Studie verlangt der vzbv eine bessere Koordination und Planung des Umstiegs auf erneuerbare Energien. Vor allem müsse die Energiewende kosteneffizienter werden. So dürften zum Beispiel keine Windparks auf See gefördert werden, die mangels Netzanschluss gar keinen Strom liefern könnten. Auch verlangt der vzbv mehr Verlässlichkeit und Kalkulierbarkeit der Kosten für die Verbraucher. Wie schnell diese aus dem Ruder laufen können, zeigt ein Blick auf die Statistik im Monat Juli. Der viele Sonnenschein brachte eine hohe Produktion an Solarstrom ein. 1,5 Milliarden Euro werden allein für diesen Monat als Umlage unter den Stromverbrauchern fällt. Dabei waren für das Gesamtjahr nur neun Milliarden Euro vorgesehen.

 

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