Bund hofft auf das E-Mobil

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Nationale Aktionsplan

Teilen!

Von Wolfgang Mulke

19. Aug. 2009 –

 

Ersetzt der Elektromotor bald den herkömmlichen Antrieb durch Benzin- oder Dieselmotoren?

Die Umstellung der gesamten Fahrzeugflotte auf umweltfreundliche Antriebe wird Jahrzehnte dauern. Bislang gibt es noch nicht einmal alltagstaugliche und serienreife Modelle. Die Bundesregierung will die Entwicklung in den nächsten Jahren forcieren. Bis zum Jahr 2020 sollen eine Million E-Mobile auf Deutschlands Straßen fahren. Die Zahl klingt beeindruckend. Bei einer Gesamtzahl von rund 50 Millionen Fahrzeugen ist der Anteil der Elektrofahrzeuge dann aber immer noch sehr gering. Erst zur Mitte des Jahrhunderts erwarten Fachleute den endgültigen Abschied vom Verbrennungsmotor. Dann könnte entweder der reine Elektroantrieb, der Wasserstoff verbrennende oder die Brennstoffzelle zum neuen Standard werden.

Wann kommen die ersten E-Mobile auf den Markt?

Der Bundeswirtschaftsminister rechnet ab 2011 mit den ersten Angeboten der Autoindustrie. Zwischen 2012 und 2017 soll die Markteinführung der ersten Serienmodelle stattfinden. Am Ende dieser Phase wird der Planung nach die bislang sehr teure Produktion aufgrund der Nachfrage billiger. Mit sinkenden Fahrzeugpreisen könnten die Elektrofahrzeuge dann allmählich den erhofften Siegeszug antreten.

Wie viel werden die ersten Modelle kosten?

Klar ist derzeit nur, dass die ersten Käufer tief in die Tasche greifen müssen. Das liegt vor allem am aufwändigen und schweren Energiespeicher im Auto. Heute kostet allein die Batterie für ein Elektroauto zwischen 10.000 Euro und 15.000 Euro. Erst wenn die Herstellungskosten für die Batterien sinken und die Nachfrage eine Massenfertigung lohnenswert werden lässt, werden die E-Mobile konkurrenzfähig. Ohne eine staatliche Hilfe beim Kauf wird die Markteinführung deshalb nur schwer gelingen. Frankreich geht diesen Weg und schießt 5.000 Euro für besonders umweltfreundliche Autos zu. Auf eine ähnliche Förderung konnte sich die große Koalition hierzulande nicht einigen. Das soll die nächste Bundesregierung entscheiden.

Wo liegen die Schwierigkeiten bei der Entwicklung?

Zwei gewaltige Herausforderungen müssen die Ingenieure und Strategen meistern. Die Batterien für den Elektroantrieb gleichen immer noch Dinosauriern. Sie sind zu groß und zu schwer für den Einsatz im Verkehr. Außerdem ist die Reichweite der Fahrzeuge mit einer Speicherladung noch viel zu gering. Nach höchstens 200 Kilometern müssen die meisten tauglichen Prototypen an die Steckdose. Darin besteht die zweite große Aufgabe. Es gibt bisher keine Infrastruktur, die das Aufladen der Batterien allerorten erlaubt. Dagegen erscheint das dritte Problem vergleichsweise harmlos. Die Autoindustrie muss aus der neuen Technik ein attraktives und verkaufsfähiges Produkt machen.

Wie „tankt“ der Fahrer eines Elektrofahrzeugs?

Mit der Markteinführung muss auch Netz von Stromtankstellen aufgebaut werden. Dafür sind verschiedene Varianten denkbar. Eine Möglichkeit ist das Laden der Batterie über Nacht in der eigenen Garage. Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee schließt auch ein öffentliches flächendeckendes Steckdosennetz nicht aus. Als Alternative kommen auch Stationen in Betracht, an denen die Autofahrer ihre leere Batterie gegen eine aufgeladene austauschen können. Die Versorgungsinfrastruktur soll in den nächsten Jahren in bundesweit acht Modellregionen erprobt werden. Das sind München, Stuttgart, Berlin/Potsdam, Bremen/Oldenburg, Hamburg, Sachsen, das Rhein-Ruhr- und das Rhein-Main-Gebiet.

Wird aus der Abhängigkeit vom Öl nun eine von den vier großen Energieversorgern?

Die Versorger freuen sich schon auf den zusätzlichen Bedarf. Die nächtliche Batterieladung würde die Kapazitäten der Kraftwerke besser auslasten. Die Abhängigkeit von den Stromproduzenten würde sich den Planungen nach nur geringfügig erhöhen. Laut Bundesregierung steigt der Strombedarf beim Einsatz von einer Million Elektrofahrzeugen lediglich um 0,3 Prozent. Viel wird trotzdem davon abhängen, ob auf dem Energiemarkt endlich ein Wettbewerb mit vielen dezentralen Anbietern in Gang kommt. Sonst steigt die Macht der vier großen Energiekonzerne in Deutschland nach und nach weiter an.

Ist das E-Mobil der Klimaretter?

Die Fahrzeuge selbst sind sauber. Es gibt keine Abgase und die Lärmbelästigung ist minimal. Ob der Umstieg etwas für den Klimaschutz bringt, hängt von der Stromerzeugung für die Batterien ab. Ein echter Gewinn sind Elektrofahrzeuge nur, wenn ihr Betriebsstrom aus erneuerbaren Energien kommt. Andernfalls müssen irgendwo Kraftwerke mehr Kohle, Gas oder Öl verbrennen, beziehungsweise Atomkraftwerke mehr Elektrizität liefern. Das würde die Bilanz des E-Mobils deutlich verschlechtern.

Ist Deutschland in der Technik Spitzenreiter?

Deutschland steht technologisch zwar nicht schlecht da. 500 Millionen Euro gibt der Bund für die Entwicklung des Elektromotors aus. Doch andere Länder stecken weitaus mehr Geld in alternative Antriebe. Drei Milliarden Euro gibt China aus, mit zwei Milliarden Dollar fördert die US-Regierung allein die Erforschung besserer Batterien. Das deutsche Ziel, bald Leitmarkt für Elektromobile zu werden, erscheint daher etwas zu ehrgeizig.



« Zurück | Nachrichten »