Chancenlose Eltern

Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

04. Mai. 2017 –

Eltern können schon die Werbebotschaften für Kinder im Fernsehen kaum kontrollieren, geschweige denn durch Erklärungen relativieren. Wenn sich die Kids in den sozialen Netzwerken tummeln, fehlt die Aufsicht oft ganz. Deshalb nutzen die Marketingstrategen diese Medien besonders gerne. Auch verbreiten sich attraktiv aufgemachte Spiele oder Filme schnell in der Zielgruppe. Die Kinder selbst haben entwicklungsbedingt gar nicht das Rüstzeug, den Gehalt der Werbung zu hinterfragen. Deshalb sollte Kindermarketing nur dort eingesetzt werden, wo es dem Nachwuchs dient.

Tatsächlich setzen aber vor allem Lebensmittelhersteller auf diese Karte, die besonders süße, salzige oder fettreiche Produkte anbieten. Das ist legal. Zwar haben sich viele Konzerne dazu verpflichtet, auf die spezielle Ansprache von Kindern zu verzichten, doch ist dieses Versprechen in der Praxis nicht viel Wert. Ferrero zeigt zum Beispiel im Internet Videos, die aus Kinderperspektive gedreht sind. Gleichwohl behauptet das Unternehmen, dass sie gar keine Kinder unter zwölf ansprechen. Wenn eine Selbstverpflichtung so weite Auslegungsspielräume lässt, ist sie überflüssig.

Wer es mit dem Gesundheitsschutz für die Jüngsten ernst meint, muss sich für ein Verbot des Kindermarketings einsetzen. Denn die Folgeschäden und Folgekosten einer ungesunden Ernährung sind beträchtlich. Doch auch hier tut sich in Deutschland nichts. Das liegt wohl auch am hohen Einsatz der Industrie, die nicht nur in die Werbung gewaltige Summen steckt, sondern auch in die politische Lobbyarbeit. Die Eltern sind gegen diese Macht chancenlos. Da sich freiwillig nichts ändert, muss die Politik handeln. Im Ernährungsministerium will man davon aber nichts hören. Dabei belegen etliche seriöse Studien schon den Zusammenhang zwischen Werbung für Kinder und einer ungesunden Ernährung.

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