Computerkriminalität nimmt wieder zu

Online-Banking nicht ganz sicher / Schwarzmarkt für persönliche Daten

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Von Wolfgang Mulke

08. Okt. 2009 –

 

 

 

Die Kriminaliät mit PC und Internet ist wieder auf dem Vormarsch. Die Zahl der Straftaten stieg im vergangenen Jahr um elf Prozent auf fast 38.000 Fälle an. „Der Trend ist ungebrochen“, sagte der Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, am Donnerstag in Berlin. Die Statistik der Behörde weist insgesamt 167.000 Fälle aus, in denen das Internet als Tatwaffe genutzt wurde.

 

Beim größten Teil der Fälle handelt es sich um Betrug. Die Täter bestellen im Online-Shop Waren, die von Konten aus bezahlt werden, deren Daten die Kriminellen zuvor bei den rechtmäßigen Eigentümern abgefischt haben. Dieses „Phishing“ nimmt laut Zierke nach einer kurzzeitig rückläufigen Entwicklung wieder zu. „Das sind die Bankräuber des IT-Zeitalters“, sagt der BKA-Präsident. Bis zu 70.000 Euro haben die Täter im Einzelfall von den Konten geholt. Im vergangenen Jahr wurden rund 1.900 Fälle mit einem Gesamtschaden von rund sieben Millionen Euro gemeldet. In diesem Jahr erwarten die Experten eine Zunahme der Fallzahl um mehr als die Hälfte. Denn die Kriminellen haben sich auf die neueren Sicherungssysteme der Banken nun eingestellt.

 

Die Taktik der Täter hat sich verändert. Früher heuerten die Hintermänner Strohleute an, die ihre Bankkonten für Überweisungen zur Verfügung stellten. Die Agenten holten das Geld ab und schleusten es in den internationalen Geldkreislauf, bis es unauffindbar in einem anderen Land verschwand. Am Ende kamen die Helfer dann wegen Beihilfe dran. Das sprach herum. Mittlerweile können kaum noch Unterstützer rekrutiert werden. Deshalb verfahren die Drahtzieher nun anders und bestellen Waren, die ein unter Vorwänden angeheuerter Helfer entgegen nimmt und an anonyme Packstationen weiterverschickt.

 

Die Gauner zeigen zunehmend Interesse an allen persönlichen Daten, die Internetnutzer im Netz hinterlassen. Dazu gehören Kontonummern, Namen, Adressen und andere persönliche Daten, die beispielsweise in sozialen Netzwerken preisgegeben werden. „Jeder dritte Surfer nutzt das Internet, um etwas aus seinem Leben zu veröffentlichen“, berichtet das Präsidiumsmitglied des Branchenverbands Bitkom, Dieter Kempf. Solche Informationen könnten auch missbraucht werden.

 

Im Netz hat sich laut BKA ein reger Schwarzmarkt für derlei Informationen gebildet. Illegal erlangte Kreditkartendaten oder der Zugang zu so genannten BOT-Netzen könnten leicht erworben werden. BOT-Netze werden von Kriminellen eingerichtet, die auf Tausenden privaten PCs unbemerkt kleine Programme installieren und über die Computer anschließend fremdsteuern können, um zum Beispiel Mails zu versenden. „In Deutschland sind mittlerweile 700.000 PC infiziert“, schätzt Ziercke.

 

 

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