Daimler will notfalls Jobs abbauen

Autobauer fährt in die roten Zahlen / Erst im Herbst winkt Besserung

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Von Wolfgang Mulke

08. Apr. 2009 –

Der Autokonzern Daimler schließt Kündigungen nicht mehr aus. „Im äußersten Fall können wir Entlassungen nicht ausschließen, wenn die Krisendynamik anhält“, sagte Vorstandschef Dieter Zetsche am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Berlin. Beim Personal setzt der Konzern ohnehin schon den Rotstift an. 68.000 Beschäftigte arbeiten kurz, im Sommer ist eine mehrwöchige Arbeitspause am Stück vorgesehen. Darüber hinaus werden die vereinbarte Tariferhöhung verschoben, das Urlaubs- und Weihnachtsgeld gekürzt und freiwillige Firmenleistungen ausgesetzt. Von Kündigungen war bislang nicht die Rede, auch weil ein Beschäftigungspakt dies eigentlich bis Ende 2011 ausschließt.

Immerhin wollen auch die Führungskräfte und die Aktionäre etwas zur Gesundung Daimlers beitragen. Die Vergütung der Vorstände ging im vergangenen Jahr um gut 40 Prozent zurück. Die  Dividende wurde kräftig gekürzt. Statt zuletzt zwei Euro müssen sich die Anteilseigner mit 60 Cent pro Aktie begnügen. Denn der Daimler-Gewinn ging schon 2008 um zwei Drittel auf 1,4 Milliarden Euro zurück. Nun will Zetsche jeden Euro zwei mal umdrehen, bevor er ausgegeben wird. Mit einem rigiden Sparprogramm soll Daimler Milliarden einsparen und wieder auf die Erfolgsspur gebracht werden. Vor allem sollen die Fahrzeugbestände auf der Halde abgebaut werden, die viel Kapital binden.

So stecken die Stuttgarter mitten im Kampf gegen die Krise. „Das erste Quartal wird deutlich negativ“, kündigte Zetsche  rote Zahlen an. Im Gesamtjahr rechnet der Vorstand aber mit Besserung, auch weil mit der neuen E-Klasse ein viel versprechendes Modell auf den Markt gebracht wurde. Konkrete Prognosen für den Geschäftsverlauf wollte der Manager jedoch nicht wagen.

Der Absatz bröckelt unterdessen auf breiter Front. In den ersten drei Monaten ging der Absatz an Lkw um 39 Prozent zurück, bei Mercedes beträgt das Minus 25 Prozent. Für 2009 ist Zetsche daher pessimistisch. „Der Umsatz wird in allen automobilen Geschäftsfeldern deutlich unter Vorjahr liegen“, schätzt der Vorstand.

„Wir wollen trotz schwacher Märkte ein starkes Unternehmen bleiben“, schwor der Manager die Aktionäre auf den künftigen Kurs Daimlers ein. Dazu gehört für Zetsche vor allem die weitere Entwicklung verbrauchsarmer Motoren. Mehr Hybrid- und Elektrofahrzeuge sowie durch Brennstoffzellen angetriebene Autos stehen auf dem Programm. Als Vorbild dient die nun mit  einem Hybridantrieb ausgestattete S-Klasse, die weniger als acht Liter Sprit verbraucht.

Zetsche musste sich reichlich Kritik gefallen lassen. Vor dem Kongresszentrum demonstrierten Arbeitnehmer des Konzerns für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und Greenpeace für saubere Autos. Drinnen zogen Aktionäre über die Geschäftspolitik her. „Daimler ist ein Wertvernichter“, stellte der Sprecher der Schutzvereinigung der Kapitalanleger angesichts eines Kursrückgangs um 60 Prozent im vergangenen Jahr fest. Die Investmentgesellschaft Union warf Zetsche vor, Nachhaltigkeit zu predigen ohne dies auch zügig in Modellen umzusetzen. Bei der Reduktion von CO2 hinke der Konzern hinter Wettbewerbern wie BMW deutlich zurück. Gefordert wurde auch der Verkauf der Rüstungssparte mit dem Luft- und Raumfahrtkonzern EADS.

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