"Das Problem schaffen wir nicht aus der Welt"

Die Schutzhülle für die Tschernobyl-Reaktorruine gibt Zeit, meint Staatssekretär Jochen Flasbarth.

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Von Hanna Gersmann

29. Apr. 2015 –

Hanna Gersmann: Herr Flasbarth, die Ukraine ist mit den Spätfolgen des Tschernobyl-Unglücks überfordert. Ist das Problem erledigt, wenn das nun zugesagte Geld fliesst?

Jochen Flasbarth: Fasst jedes Land auf der Welt wäre allein mit den Folgen eines solchen schwerwiegenden nuklearen Unfalls überfordert. Deshalb haben ja auch 1997 die G7-Staaten der Ukraine ihre Unterstützung zugesagt, um den havarierten Kraftwerksblock in einen ökologisch sicheren Zustand zu überführen. Zu diesem Zweck ist ein sogenannter Tschernobyl-Shelter-Fonds eingerichtet worden, über den die G7-Staaten aber auch die Europäische Kommission, die Ukraine selbst, Russland, die Schweiz, Kuwait und zahlreiche andere Staaten finanzielle Mittel bereitgestellt haben. Mit der Errichtung der neuen Schutzhülle schaffen wir nicht das Problem aus der Welt, aber wir bekommen damit Zeit, um innerhalb der nächsten hundert Jahre den Rückbau der Atomruine zu organisieren.

Wie gut wird der Schutz der Ruine sein?

Die neue Hülle wird es erlauben, zunächst die Stabilisierungsarbeiten an der Ruine in einer geschützten Umgebung vorzunehmen. Das ist die Voraussetzung dafür, um ein Zerbrechen des alten Sarkophags zu verhindern. Letztendliche Sicherheit gibt es erst, wenn nach der Stabilisierung auch die technologischen Möglichkeiten entwickelt wurden, den Rückbau zu realisieren.

Wie schwer war es Russland trotz Krise mit der Ukraine ins Boot zu holen?

Russland gehört ja bereits zu den Geberländern für die Finanzierung des Tschernobyl-Shelters. Ich habe im März Gespräche mit dem stellvertretenden russischen Finanzminister geführt. Dabei ist mir signalisiert worden, dass man unabhängig von der derzeitigen Krise weiterhin bereit ist, einen Beitrag zur Fertigstellung der neuen Hülle zu leisten. Dies ist jetzt auch bei der Geber-Konferenz in London wiederholt worden. Ich rechne fest damit, dass wir von Russland bald auch eine konkrete Summe genannt bekommen, die die russische Regierung einbringen wird.

Jochen Flasbarth, 53, ist Staatssekretär im Bundesumweltministerium. Er hat die Geberkonferenz bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in Londonam Mittwoch im Rahmen der derzeitigen G-7-Präsidentschaft Deutschlands geleitet.

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