Das Warenhaus stirbt doch nicht

Einzelhandel lehnt Staatshilfen für Branchen und Firmen ab / Verbraucher von Krise weitgehend unbeeindruckt

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Von Wolfgang Mulke

02. Jul. 2009 –

Trotz der Pleiten von Karstadt und Hertie hat das Kaufhaus eine Zukunft. Davon ist der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) überzeugt. Der Marktanteil der Warenhäuser von derzeit etwas über drei Prozent nimmt demnach zwar noch weiter ab, doch mit modernen Sortimenten und an geeigneten Standorten können die Unternehmen auch weiterhin genügend Kunden finden.

Generelle Staatshilfen für angeschlagene Einzelhändler lehnt der Verband ab, weil dies den Wettbewerb innerhalb der Branche verzerre. „Das Einzelschicksal ist immer bedauerlich“, sagte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser zu den Insolvenzen am Mittwoch in Berlin. Doch Arcandor habe sein Vermögen über Jahre aufgezehrt. Der Verband gibt den Städten eine Mitschuld am Niedergang der Warenhäuser. Mit einer verfehlten Ansiedlungs- und Verkehrspolitik haben die Kommunen demnach die innerstädtischen Standorte geschwächt.

Sauer stößt den Händlern auch die politische Schützenhilfe für die Autobranche auf. Denn der Erfolg der Abwrackprämie geht zu Lasten der Geschäfte. „Das merken wir in unseren Kassen“, kritisierte Sanktjohanser. Was die Kunden für ein neues Auto ausgeben, sparen sie an anderer Stelle beim Konsum wieder ein. Schließlich bringt auch die Diskussion um eine mögliche Mehrwertsteuererhöhung den Handel in Rage. Der Schaden der letzten Erhöhung von 16 auf 19 Prozent halte bis heute an. Gegen einen weiteren Anstieg werde sich der Handel erbittert zur Wehr setzen.

Doch die Bilanz der Händler zur Jahresmitte fällt trotz der Kritikpunkte und des Abschwungs gar nicht schlecht aus. „Die Krise hat den Einzelhandel bisher kaum erreicht“, wundert sich der HDE-Chef. Die Verbraucher blieben trotz mancher Horrormeldung gelassen. Vor allem die stabilen Preise sorgen nach Einschätzung des Verbands für eine anhaltende Kauflaune. In diesem Jahr rechnet der HDE nicht mehr mit anziehenden Verbraucherpreisen. Umsatzverluste müssen die Händler dennoch hinnehmen. Im ersten Halbjahr gingen die Einnahmen um 2,2 Prozent zurück. Von einer ähnlichen Größenordnung geht der Verband auch für das Gesamtjahr 2009 aus. Im nächsten Jahr erwartet der HDE eine schwierigere Situation, weil der Konsum unter der steigenden Arbeitslosigkeit leiden dürfte. Sollte die Prognose zutreffen, kann der Handel auf einen Umsatz von 390 Milliarden Euro hoffen. Das entspricht etwa dem Niveau von 2005.



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