Den Versuch ist es wert

Kommentar zum Textilbündnis von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

22. Apr. 2015 –

Kein Zufall, dass die deutschen Textilverbände ihre Erklärung am zweiten Jahrestag des Rana-Plaza-Unglücks veröffentlichten. 2013 starben über 1.000 Beschäftigte beim Einsturz eines Fabrikgebäudes in Bangladesh, in dem auch für hiesige Geschäfte genäht wurde. Unter dem nachwirkenden Eindruck dieser Katastrophe sagen die Verbände HDE und Textil & Mode nun zu, sich bei ihren Mitgliedsfirmen für soziale und ökologische Verbesserungen in den weltweiten Produktionsketten einzusetzen. Es scheint, als hätten die Firmenvertreter etwas gelernt.

 

Konkret wollen sie dem Textilbündnis beitreten, das Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) 2014 gegründet hat. Unter anderem ein paar Ökomode-Firmen, die Kritiker-Kampagne für Saubere Kleidung und der Deutsche Gewerkschaftsbund machten vorher schon mit. Nun erkennen auch die Textilverbände grundsätzlich an, dass alle Beschäftigten in den weltweiten Zulieferfabriken unter anderem das Recht auf existenzsichernde Löhne und eine wöchentliche Maximalarbeitszeit von 60 Stunden haben. Fraglich allerdings ist, wie weit diese Anerkenntnis trägt. Während die Verbände ihre Mitwirkung im vergangenen Jahr noch verweigerten, knüpften sie ihre Zustimmung jetzt an Bedingungen. Eine davon: Es gibt kein Zeitziel, bis wann existenzsichernde Löhne tatsächlich gezahlt werden müssen.

 

Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Verbände und ihre Firmen in Müllers Textilbündnis nur auf Zeit spielen. Diese Gefahr besteht durchaus. Die Kampagne für Saubere Kleidung und ihre Mitstreiter können die Verhandlungen im Bündnis einerseits als Hebel nutzen, um wirkliche Fortschritte durchsetzen. Gelingt das nicht, sollten sie die Veranstaltung verlassen.

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