Der ADAC ist längst ein Autokonzern

Bald will der Autoclub 20 Millionen Mitglieder haben. Nebenher machen Tochterunternehmen viele Geschäfte.

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Von Wolfgang Mulke

15. Nov. 2013 –

Auf der Pleitestrecke am Nürburgring wird es auch im kommenden Jahr noch große Veranstaltungen geben. Wenigstens sechs davon hat der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) mit der Betreibergesellschaft vereinbart. Der ADAC schickt mal Trucks auf die Strecke mal Teams, die 24 Stunden durchhalten müssen, mal schnelle Sportwagen als Teil einer Rennserie. Dabei soll es jedoch nicht bleiben. Der Club will die Formel-!-Strecke selbst übernehmen und betreiben.

 

Dafür hat der ADAC ein unverbindliches Angebot eingereicht, nachdem das mehrere Hundert Millionen Euro teure Projekt von Rennstrecke und Erlebniswelt in der sonst wirtschaftlich schwachen Eifel pleite gegangen ist. Allerdings sind die Münchner nur am Ring selbst interessiert. Shoppingmeile und Achterbahn interessieren sie nicht. „Wir hoffen, dass wir demnächst  Zugang zu belastbarem Zahlen- und Datenmaterial erhalten“, sagt Sprecher Kay Langendorff, „danach entscheiden wir über das weitere Vorgehen.“ Wie teuer dieses Investment werden könnte, ist noch nicht klar. Der ADAC geht von einem Gesamtwert der Anlage in einer Größenordnung von 77 Millionen Euro aus. Ein Kauf nur der Rennstrecke wäre dann deutlich billiger. Sollte sich der Nürburgring als rentabel erweisen, wird es wohl noch andere Bieter geben, zwischen denen der Insolvenzverwalter dann im Frühjahr 2014 eine Auswahl treffen könnte.

 

Millionenschwere Investitionen kann sich der ADAC locker leisten. Der Automobilclub ist längst mehr als ein einfacher Verein, der die Interessen seiner Mitglieder vertritt. Das sind derzeit fast 19 Millionen. Bald soll die Marke von 20 Millionen überschritten werden. Als Verein dient der 1903 noch als Motorradfahrer-Vereinigung gegründete Club den Autofahrern auf vielen Wegen. Am bekanntesten sind dabei die „gelben Engel“, die als mobile Pannenhelfer auf Deutschlands Straßen unterwegs sind. Mehr als vier Millionen Mal halfen die gelben Engel allein im vergangenen Jahr. Für Mitglieder des ADAC ist der Service kostenlos. Da überlegt sich mancher Autofahrer, ob er in der Notlage nicht schnell noch die Aufnahme beantragt.

 

Neben den direkten Serviceleistungen, vom Schutzbrief über die Luftrettungsstaffel bis hin zum Fahrsicherheitstraining kümmert sich der Verein auch um die Lobbyarbeit. Derzeit zieht der ADAC beispielsweise gegen die Pläne einer Pkw-Maut zu Felde. Früher waren die Forderungen meist streng an den Interessen der männlichen Autofahrer orientiert. Heute kümmert sich der Club auch um die Interessen von Radfahrern oder Senioren ohne Auto. „Der ADAC ist Mobilitätsdienstleister“, versichert Langendorff. Allein die hohe Mitgliederzahl macht den ADAC zu einer mächtigen Organisation und zu einer reichen dazu. Mehr als 900 Millionen Euro brachten allein die Mitgliedsbeiträge im vergangenen Jahr ein. Bei den Ausgaben rangieren die gelben Engel mit einem Anteil von gut einem Dritteln vorne. 25 Millionen blieben nach Abzug aller Kosten für die Rücklagen übrig.

 

Der zweitgrößte Automobilclub der Welt ist aber auf der anderen Seite längst ein Konzern mit einem Umsatz von gut einer Milliarde Euro. Der ADAC verkauft Versicherungen und organisiert Reisen, vermietet Autos und bietet Kreditkarten an. Das ist nur eine Auswahl der Geschäftstätigkeit, die 2012 allein 85 Millionen Euro Gewinn abwarf. Auch als Arbeitgeber ist der Club gewichtig. 8.500 Beschäftigte zählt der ADAC derzeit. Seit neuestem sind die Münchner auch als Transporteure selbst auf den Straßen unterwegs. Gemeinsam mit der Post bedient der ADAC Fernbuslinien.

 

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