Der Markt entscheidet

Arcandor - Kommentar von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

09. Jun. 2009 –

Wer sich nicht selbst hilft, dem kann nicht geholfen werden. Dieser Satz klingt hart, im Wirtschaftsleben aber trifft er meist zu. Die Milliardärin Madeleine Schickedanz, die übrigen Aktionäre, sowie die Bank Goldman Sachs glaubten nicht an das Unternehmen. Sie waren nicht bereit, das notwendige Geld zur Verfügung zu stellen, um den Handelskonzern zu retten. Die Bundesregierung hatte deshalb kaum eine andere Möglichkeit, als das Traditionsunternehmen mit seinen 50.000 Beschäftigten in die Insolvenz gehen zu lassen. Zum ersten Mal kostet die aktuelle Wirtschaftskrise nun einen deutschen Großkonzern die Existenz.


Opel wurde gerettet, Arcandor nicht. Kehrt die Regierung jetzt auf ihren normalen Weg zurück und überlässt die Wirtschaft sich selbst? Wer das denkt, irrt. Wenn Firmen den Staat um Hilfe bitten, gibt es keine Regeln. Jeder Fall ist ein Sonderfall. Bei Porsche und Schaeffler werden sich die bekannten Fragen neu stellen und andere Antworten verlangen. Die Entscheidung ist immer eine subjektive der jeweiligen Politiker.


Dafür braucht die Politik Kriterien, die eine gewisse Orientierung bieten. Ist das Unternehmen unverschuldet in die Krise geraten, welche Bedeutung hat es für die Region, belastet es die Umwelt über Gebühr, ist sein ökonomisches Konzept zukunftsträchtig? Dies können aber nur helfende Leitlinien sein.


Ein wichtiges Kriterium ist dabei sicherlich, ob private Kapitalbesitzer bereit sind, das unternehmerische Risiko zu tragen. Verweigern sie sich wie bei Arcandor, kann der Staat ihnen ihre Rolle nicht abnehmen. Zu den mächtigen Gruppen auf dem Markt gehören aber auch die Konsumenten. In der Gewohnheit, sich über die Politik und die Manager zu beschweren, vergisst man dies nur allzu leicht. Wer meint, dass Opel oder Arcandor gerettet werden müssen, sollte einen Corsa kaufen oder seinen Wochenendeinkauf bei Karstadt erledigen. Jeder Verbraucher ist ein potenzieller Unternehmensretter. In der Marktwirtschaft entscheidet der Markt – von Sonderfällen abgesehen.

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