Der Spion kommt aus dem eigenen Haus

Milliardenschaden für Unternehmen durch digitale Ausforschung. Jede zweite Firma ist in den letzten beiden Jahren angegriffen worden.

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Von Wolfgang Mulke

16. Apr. 2015 –

Immer mehr Unternehmen werden digital ausspioniert. Mehr als jede zweite Firma gab bei einer repräsentativen Umfrage an, dass ihr in den beiden vergangenen Jahren Daten gestohlen wurde, sie sabotiert oder ausgeforscht wurde. „Am stärksten trifft es den Mittelstand“, erläutert der Chef des Branchenverbands Bitkom, Dieter Kempf, der die Studie in Auftrag gegeben hat. Sechs von zehn Mittelständlern sind zu Opfern digitaler Kriminalität geworden.

 

Die oft innovativen mittelständischen Firmen, die maßgeblich zu den Exporterfolgen der gesamten Wirtschaft beitragen, sind laut Bitkom ein besonders lukratives Angriffsziel. Als Zulieferer sind sie fest in die Lieferketten großer Konzerne integriert und können so als Einfallstor in deren IT-Systeme genutzt werden. Zugleich sind die Erfolgsaussichten für die Täter hier größer, weil der Mittelstand keine so starken Abwehrsysteme aufbauen kann wie die Großindustrie.

 

Der Schaden durch die Angriffe riesig. Auf gut 50 Milliarden Euro im Jahr beziffern ihn die fast 1.100 befragten Unternehmen. Der größte Teil dieser Summe geht resultiert aus Umsatzverlusten, die durch Plagiate, Patentrechtsverstöße oder eine geringere Wettbewerbsfähigkeit entstehen. Allein auf 13 Milliarden Euro schätzen die Firmen den direkten Schaden durch den Ausfall oder Diebstahl von IT-Systemen mit möglichen Folgen für den Betriebsablauf. Auf diese Dimension des Schaden würde er durchaus wetten, versichert Kempf.

 

Am häufigsten registrieren die Unternehmen, dass ihnen Laptops oder Computersysteme gestohlen werden. Auf dem zweiten Rang der häufigsten Delikte steht die Beeinflussung von Mitarbeitern, interne Informationen preiszugeben. Jedes fünf Unternehmen hat dies schon erlebt. Darüber hinaus werden häufig elektronische und physische Dokumente entwendet sowie Abläufe sabotiert. Jede zwölfte Firma berichtet auch von Abhör- oder Ausspähangriffen.

 

Die Täter kommen meist aus dem eigenen Haus. 52 Prozent der Delikte wurden von aktuellen oder ehemaligen Beschäftigten begangen. 39 Prozent der Taten gehen auf das Konto von Wettbewerbern, Kunden oder Lieferanten. Hinter jedem fünften Fall stand ein Hacker. Die Organisierte Kriminalität mit neun Prozent oder ausländischen Geheimdienste mit drei Prozent spielen nur eine untergeordnete Rolle. Bei der Herkunft der Angriffe liegt Deutschland vorn. Unter den ausländischen Spionen stellt Russland den größten Anteil, gefolgt von den USA, Westeuropa und China.

 

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