Deutsche Städte wappnen sich für den Klimawandel

Deutsche Städte und Gemeinden müssen nicht nur die Kanalisation umbauen, um sich vor Stürmen und Fluten, vor Hitze und Gewitter zu schützen. Feuerwehrleute, Lkw-Fahrer und Mediziner - alle sind betroffen. Zumal: Die UN-Klimakonferenz in Warschau wird am F

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Von Hanna Gersmann

20. Nov. 2013 –

Die Zukunft hat in Wuppertal, in Nordrhein-Westfalen schon begonnen. Ingenieure haben die Stadt vermessen, Luftbilder gemacht, Wetterdaten ausgewertet. Sie simulieren am Computer, wie das Wasser die steilen Hänge in die Stadt hinunter rauscht, wenn das Wetter verrückt spielt. Und so sieht Bauingenieur Bernard Arnold auf seinem Bildschirm, dass der Gemeinschaftsraum einer Kirche binnen Minuten unter Wasser stehen würde.

 

Arnold und seine Leute wappnen sich und die Stadt – für den Klimawandel. Denn die gefährliche Erwärmung der Atmosphäre ist allenfalls noch aufzuhalten, aber nicht mehr zu stoppen. Dazu wäre ein radikaler Schwenk nötig. Und dass er sich nicht durchsetzen lässt, zeigt sich in dieser Woche gleich zweimal. Bei der UN-Konferenz in Warschau beraten Klimadiplomaten ohne nennenswertes Ergebnis. In Berlin verhandeln Union und SPD, was sich in den nächsten vier Jahren im Klimaschutz tun soll. Über den Status Quo gehen sie kaum hinaus.

Bürgermeistern und Stadträten wird derweil klar: Sie müssen das Treibhaus-Problem selbst anpacken. Lange haben sie beim Klimaschutz nur daran gedacht, Schulen zu dämmen oder herkömmliche Laternen gegen Energie sparende Alternativen auszutauschen. Doch die Erfahrungen der letzten Jahre sind ein Einschnitt.

Nicht immer ist es so heftig wie im Jahr 2003, als der Gluthitze allein in Deutschland rund 7000 Menschen zum Opfer fielen. Doch mal lassen tropischen Temperaturen den Asphalt auf der Autobahn schmelzen. Mal müssen Atomkraftwerke ihre Stromproduktion drosseln, weil das Wasser der Flüsse für die nötige Kühlung zu warm ist. Dann können auf Rhein und Elbe die Schiffe nicht mehr fahren und den Feldern fehlt der Regen. Die Menschen müssen sich an Hitze und Gewitter, an Stürme und Fluten gewöhnen.

Der deutsche Städtetag hat darum längst eine 15 Seiten lange Liste veröffentlicht, mit Empfehlungen, was Städte und Gemeinden tun können. Erstes Beispiel: Sie sollen sich für Trinkpaten stark machen, also Ehrenamtliche, die sich bei Hitze um ältere Menschen kümmern und ihnen Wasser oder Brühe bringen. Zweitens: Sie sollen für LKW über 12 Tonnen temporäre Fahrverbote einkalkulieren, damit der aufgewärmte Asphalt geschont wird und mehr Busse mit Klimaanlagen ausrüsten. Drittens: Sie sollen dem Nachwuchs schmackhaft machen, in die Feuerwehr zu gehen. Und zu guter letzt: Die Gesundheitsämter sollen genau beobachten, ob sich tropische Mücken oder andere lästige Tiere breit machen. Zecken, die lebensgefährliche Krankheiten übertragen können, sind schon längst auf dem Vormarsch.

Vor Ort kann sich noch einiges tun. In der „Tatenbank“ des Umweltbundesamtes finden sich bisher gerade mal 120 Projekte. Zur obersten deutschen Umweltbehörde gehört das Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung, kurz: Kompass, das den Kommunen mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Städte und Gemeinden fürchten aber vor allem eins – Kosten. Zwar gibt es bereits ein paar Fördertöpfe. Doch der Deutsche Städtetag hat schon diese Forderung an eine neue Bundesregierung gestellt: Sie müsse „die Städte bei der Umsetzung der Klimaanpassungsmaßnahmen noch stärker finanziell unterstützen.“

In Wuppertal dachten sie zunächst daran, einen alten kleinen Kanal einfach zu vergrößern. Die Ingenieure verwarfen die sehr teure Idee. Ihre Computersimulationen zeigten: Der Niederschlag lässt sich umlenken auf eine Brachfläche. Dort kann das Wasser dann gefahrlos verweilen und später zurück in den Kanal laufen. Bauingenieur Bernard Arnold verspricht: „Die Regenwassergebühren bleiben stabil.“

 

Kasten

Klima diplomatisch

Schon seit Montag vergangener Woche beraten in der polnischen Hauptstadt Warschau Vertreter aus mehr als 190 Staaten über Schritte zu einem global verbindlichen Klimaschutzabkommen. Ein Durchbruch wird aber nicht erwartet. Die Vereinbarung soll im Jahr 2015 stehen. Am Mittwoch war CDU-Bundesumweltminister Peter Altmaier auch dort. Die deutsche Energiewende findet weltweit große Beachtung. Der deutsche Pavillon im Konferenzzentrum in Warschau ist überlaufen.

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