Deutschland steht vor längerer Durststrecke

Laut DIW ist die Talsohle durchschritten / Langsame Erholung und steigende Arbeitslosigkeit

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Von Wolfgang Mulke

04. Aug. 2009 –

Deutschland wird sich nur langsam von der wirtschaftlichen Krise erholen. Die Talfahrt selbst ist mittlerweile aber an ihrem Tiefpunkt angekommen. „Wir haben wieder Boden unter den Füßen“, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, am Mittwoch in Berlin.

Die Vorausschau des Instituts verdeutlicht das Ausmaß des konjunkturellen Einbruchs. Um 6,4 Prozent schrumpft die Wirtschaft in diesem Jahr. 2010 erwarten die Forscher nur ein leichtes Plus von einem halben Prozent. Eine Rückkehr zu ansehnlichen Wachstumsraten ist noch nicht in Sicht. Deutschland wird Zimmermann zufolge länger als andere Ländern brauchen, um die Krise zu bewältigen. Denn die wichtigsten Kunden im Auslandsgeschäft kommen aus Europa. Doch sowohl im Osten als auch im Westen des Kontinents ist die Nachfrage nach Investitionsgütern „Made in Germany“ eingebrochen. Ein Motor, wie in China für den asiatischen Raum darstellt, ist hier nicht in Sicht.

Das dicke Ende der Krise ist noch längst nicht überall in Sicht. Vor allem auf dem Arbeitmarkt herrsche Dank der Kurzarbeiterregelung eine „trügerische Ruhe“, erläuterte Zimmermann. Mittelfristig rechnet das DIW mit einem erheblichen Stellenabbau. Die durchschnittliche Arbeitslosenzahl steigt 2010 demnach um mehr als eine Million auf 4,7 Millionen.

Wer noch einen Job hat, steht trotz Konjunkturflaute wenigstens statistisch noch gut da. Die Nettolöhne und –gehälter steigen weiter an. So bleibt der private Konsum auch 2010 eine treibende Kraft im Inland. Die Verbraucher sehen entspannten Zeiten entgegen, weil die Preise praktisch stagnieren. Die Forscher rechnen auch im kommenden Jahr mit einer Teuerungsrate von nur 0,4 Prozent.
 
Von weiteren Konjunkturprogrammen hält das DIW wenig. Eher sollte der Staat mittelfristig wieder mehr investieren und so die Wirtschaft stützen. Steuererhöhungen lehnt Zimmermann ebenfalls ab.


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