Deutschlands Klima wandelt sich

Der deutsche Städtetag rät, „Trinkpaten“ zu suchen

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Von Hanna Gersmann

14. Apr. 2014 –

Allergikern tränen die Augen. Die Birkenpollen fliegen bereits. Und die Apfelbäume blühen auch schon. Freilich werden die Obstbäume immer mal früher, mal später weiß. Doch die Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes, DWD, zeigen: Im Mittel war die Apfelblüte in den 1970 er Jahren zehn Tage später als in den Jahren seit der Jahrtausendwende.

 

Der Klimawandel, vor dem der der Klimarat der Vereinten Nationen IPCC warnt, findet nicht in ferner Zukunft statt. Er macht sich schon jetzt bemerkbar. Der Klimaexperte des DWD, Thomas Deutschländer, erklärt, dass „die Jahresmitteltemperatur in Deutschland seit 1881 um 1,2 Grad Celsius gestiegen ist“ und dass „die Niederschläge im Winter in derselben Zeit um 26 Prozent gestiegen sind.“ Zudem: „Die heißen Tage, mit Temperaturen über 30 Grad Celsius, nehmen zu. In den 1950er Jahren waren es im Schnitt drei im Jahr, derzeit sind es acht.“ Am Wind, für die Energiewende ist das wichtig - ändere sich derweil wenig.

 

Welche Entwicklungen sind hierzulande zu erwarten? Daniela Jacob vom Hamburger Klima-Service Zentrum hat am Weltklimabericht mit geschrieben. Sie hat die Prognosen für Europa durchforstet und sagt: „Deutschland muss sich bis Ende des 21. Jahrhunderts auf eine Erwärmung von bis zu 3,5 bis 4,5 Grad einstellen, falls die Weltgemeinschaft sich nicht auf ein wirksames Klimaabkommen einigt.“ Im Herbst, im Winter und im Frühling werde es mehr Niederschläge geben, im Sommer hingegen weniger.

Schädlinge rücken an

„Die Landwirte müssen sich auf veränderte Saat- und Erntezeitpunkte einstellen, und auf neu einwandernde wärmeliebende Schädlinge“, erklärt der Agrarexperte des WWF Deutschland, Matthias Meißner. Die Menschen auf dem Lande müssen sich an den Klimawandel anpassen, die in der Stadt auch.

 

Der deutsche Städtetag hat eine 15 Seiten lange Liste mit Empfehlungen veröffentlicht, was Kommunen tun sollten, um für die Klimaerwärmung gewappnet zu sein. Darunter finden sich bekannte Vorschläge wie mehr Grün in den Städten zu pflanzen und Türen und Fenster vor Überflutungen zu schützen. Doch die Tipps gehen weit darüber hinaus.

 

So rät der Städtetag den Kommunen sich für „Trinkpaten“ stark zu machen. Das sind Ehrenamtliche, die sich bei Hitze um ältere Menschen kümmern und ihnen Wasser oder Brühe bringen. Auch sei der Katastrophenschutz zu verbessern, um „Extremwetterlagen“ in den Griff zu bekommen. So solle etwa dem Nachwuchs schmackhaft gemacht werden, in die freiwillige Feuerwehr zu gehen. Zudem sollen mehr Busse mit Klimaanlagen ausgerüstet werden. Für LKW über 12 Tonnen sollen temporäre Fahrverbote erwogen werden, damit der aufgewärmte Asphalt geschont wird.

 

Und die Gesundheitsämter sollen beobachten, ob tropische Mücken oder andere Schädlinge einwandern. Zecken, die lebensgefährliche Krankheiten übertragen können, sind schon auf dem Vormarsch.

 

Wer wissen will, wie sich der Klimawandel vor der eigenen Haustür bemerkbar macht, kann auf www.KlimafolgenOnline.comklicken. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung trägt da Daten zusammen, die bei der Zukunftsplanung helfen sollen: Wo sollen Förster zum Beispiel andere Bäume pflanzen?

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