Die grüne Masche

Ökoklamotten sehen endlich bunt, chic, hip aus. Der Markt wächst

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Von Hanna Gersmann

27. Feb. 2014 –

H&M kann auch anders – grüner. Im Februar kommen in die Läden des schwedischen Modekonzerns. Jeans und Jeansjacken, in denen recycelte Baumwolle steckt. Es ist eine neue Form der alten Altkeiderentsorgung. Kunden können schon seit letztem Jahr ihre alte Klamotten bei H&M abgeben. Der schon mal getragene Stoff macht in der neuen Kollektion zwar nur zwanzig Prozent aus. Denn sonst leide die Qualität, erklärte H&M. Aber es zeigt einen Trend.

 

Denn auch bei der Konkurrenz, wie Marc O´Polo oder dem Ottokonzern, hängen Hemden und T-Shirts an den Kleiderstangen, die ökologischer sind als herkömmliche Ware. Und das Öko-Label Armedangels hat zum Beispiel vor, einen eigenen Laden zu eröffnen. Die Modedesigner reagieren auf die Kunden, die grüne Mode anziehend finden. Sie ist längst vom Schlabber-Müsli-Image befreit, dafür bunt, chic und hip.

 

Aber wie viel Öko steckt wirklich in der Mode? Wie viel Chemie verbirgt sich in Aufdruck, Farbe oder der Eigenschaft „bügelfrei“ und „antimikrobiell“? Das Etikett im T-Shirt sagt zumeist nicht viel – Faser, Waschanleitung, Produktionsort. Mit Kriterien wie „billig“ oder „teuer“, „schlicht“ oder „edel“ kommt man auch nicht weiter.

 

H&M nennt seine grüne Kollektion Conscious Mode. Sie lässt sich, so teilt der Moderiese mit, „am grünen Anhänger zusätzlich zum Preisschild erkennen“. Dazu gehören auch Hosen oder Shorts aus Biobaumwolle. Oft bestehen die Kleidungsstücke aber nur zu 50 Prozent aus Biobaumwolle. Der Rest ist konventionell.

 

Derzeit handele es sich bei H&M bei „7,8 Prozent unseres gesamten Baumwoll-Einsatzes“ um zertifizierte Bio-Baumwolle. Bei Otto lag der Anteil in der letzten Frühjahr-Saison bei fünf Prozent. Beide Konzerne versprechen bis 2020 nur noch Baumwolle aus nachhaltigem Anbau anzubieten. Nur: Nachhaltig ist nicht gleich „Bio“, die ökologischen Standards können niedriger sein. Für Verbraucher ist es schwierig, einen Überblick über grüne Mode zu gewinnen.

 

Marco O`Polo nutzt wieder andere Kategorien. Dort heißt es, dass der „wertmäßige Anteil“ der „Modern Organic-Products“ - das sind „Produkte aus Baumwoll-, Leinen- oder Wollfaser, die einer kontrolliert biologischen Landwirtschaft entstammen“ - in der Frühjahr-Sommer-Saison zwölf Prozent ausgemacht habe.

 

Kirsten Brodde, Textilexpertin der Umweltorganisation Greenpeace, sagt: „Die Öko-Kollektionen sind ein erster Schritt.“ Sie fordert aber, dass die „Firmen sich verpflichten, ihre gesamte Produktion zu entgiften“. Brodde hat zusammen mit ihren Kollegen die sogenannte Detox-Kampagne gestartet. Immerhin 18 Unternehmen haben sich dieser Entgiftungskampagne bereits angeschlossen. Sie verpflichten sich bis 2020 keine gefährlichen Chemikalien mehr zu verwenden. Otto und Marco O`Polo sind allerdings nicht dabei. H&M und Levis, Adidas, Puma und Nike zum Beispiel aber schon.

 

Es tut sich was. Mittlerweile gibt es rund 120 Siegel weltweit, die angeblich Ökokleidung auszeichnen. Kirsten Brodde von Greenpeace hält davon allerdings allenfalls eine Handvoll für glaubwürdig. Aus ihrer Sicht schneiden im ökologischen Bereich am besten der Globale Organic Textile Standard, GOTS und der IVN Best ab. Beide gelten aber nur für Naturfasern. Für Kunstfasern gilt das Bluesign-Siegel als am fortschrittlichsten, wenn auch noch nicht als perfekt. Und wer auf faire Arbeitsbedingungen wert legt, sollte zudem auf Fairtrade Cotton achten oder darauf, ob die Hersteller der Fair Wear Foundation angehören.

 

Wer H&M seine Altkleider überlässt, bekommt übrigens einen Einkaufsgutschein. Brodde passt das nicht. Wahre Ökomode bestehe nicht bloß aus ökologisch produzierten Fasern, sie müsse vor allem lange tragbar sein. Sie will weg von „immer neu“, „von Billig-Schick“. Ihr Tipp: „ Überlegen Sie genau, ob Sie ein neues Kleidungsstück brauchen. Man könne second hand kaufen, tauschen oder selber aufpeppen. Anregungen gebe es im im Internet etwa unter http://www.weupcycle.com/.


Kasten: Kleiderkauf

Jeder Deutsche kauft im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Fünf Prozent aller Konsumausgaben eines privaten Haushaltes gehen für Klamotten und Schuhe drauf. Dabei werden bis zu vierzig Prozent von dem, was im Kleiderschrank liegt und hängt, nicht getragen. (Quelle: Greenpeace und Destatis.) HG

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