Die Kapitalvernichter

Wer besonders viel Anlegergeld verbrennt

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Von Björn Hartmann

29. Mär. 2022 –

Vor gut 20 Jahren zählte Epigenomics zu den Biotech-Unternehmen mit einer großen Zukunft bei der Krebsfrüherkennung. Davon ist wenig geblieben, zumindest aus Sicht der Anleger. Der Wert des Berliner Unternehmens schrumpfte allein 2021 um 81 Prozent, in den vergangenen fünf Jahren blieben von 100 Euro nur zwei übrig. Auf der Liste der 50 größten Kapitalvernichter stehen die Berliner dieses Jahr ganz oben. Wie auch schon 2021. Und auch vier Unternehmen des Deutschen Aktienindex Dax stehen auf der Liste.

Wenig Glück hatten demnach Anleger des Medizinkonzerns Fresenius (Platz 29), des Konsumgüter- und Klebstoffherstellers Henkel (32), des Agrochemie- und Pharmakonzerns Bayer (36) und des Autozulieferers und Reifenriesen Continental (38). Immerhin lief es für Bayer im vergangenen Jahr recht gut, die Lage bessert sich also. Es finden sich auch bekanntere Namen wie ThyssenKrupp (19), die Holding der Saturn- und Media-Märkte Ceconomy (20) und die Lufthansa (24) auf vorderen Plätzen.

Der Medienkonzern ProSiebenSat1 liegt auf Rang 34, die Aktie des Bundesligisten Borussia Dortmund auf Rang 37. Nicht mehr dabei ist die Deutsche Bank, die lange Jahre „fast schon zum Inventar gehörte“, wie DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler sagte, als er die Liste vorstellte.

Insgesamt verbrannten die Top-50-Kapitalvernichter binnen fünf Jahren 49,6 Prozent des Börsenwerts, binnen eines Jahres waren es 6,4 Prozent. Der Dax schaffte in den vergangenen fünf Jahren ein Plus von knapp 37 Prozent. 2021 waren es 15,7 Prozent. „Wir wollen die Aktionäre mit der Liste wachrütteln“, sagte Tüngler. Wer die Aktie eines Unternehmens halte, das auf der Liste, sollte dringend überprüfen, ob der Grund für die Investition noch gedeckt sei.

Die DSW bewertet für ihre Liste ausschließlich die Aktienentwicklung der vergangenen fünf und drei Jahre sowie die des vergangenen Jahres. Die Gründe für das schlechte Abschneiden fließen nicht ein. Berücksichtigt sind jene 311 Unternehmen, die im sogenannten Prime Standard der Deutschen Börse notiert sind. Er unterliegt besonderen Berichts- und Transparenzregeln. Nur wer hier notiert ist, kann auch in den Dax oder den MDax der mittelgroßen Werte aufgenommen werden.

„Viele der Gesellschaften auf der Liste wünschen sich sicher nicht, dass die Hauptversammlung in Präsenz abgehalten wird“, vermutet Tüngler – wegen des großen Fragebedarfs der Aktionäre, die sonst in der Regel keinen Zugang zum Vorstand haben. In den vergangenen zwei Jahren liefen Hauptversammlungen wegen der Pandemie nur virtuell, die Corona-Notstandsgesetze ermöglichen das – mit stark eingeschränkten Aktionärsrechten. Möglich ist das noch bis Ende August, wenn die Verordnung ausläuft.

Bisher sieht das Aktienrecht Präsenzveranstaltungen vor. Künftig sollen auch rein virtuelle Hauptversammlungen möglich sein. Der entsprechende Referentenentwurf sieht unter anderem vor, dass Fragen vor der Hauptversammlung eingereicht werden müssen, während der Veranstaltung wären dann nur Nachfragen erlaubt. Schwierig wenn zum Beispiel Quartalszahlen erst auf der Veranstaltung veröffentlicht würden, sagte Jella Benner-Heinacher, stellvertretende DSW-Hauptgeschäftsführerin. Die Regeln des Referentenentwurf träfen vor allem Privatanleger, Vermögensverwalter und Family Offices, die keinen Zugang zu direkten Gesprächen mit Vorstand und Aufsichtsrat hätten.

„Wir verstehen nicht, warum eine virtuelle Hauptversammlung nicht wie eine in Präsenz laufen kann. Warum soll es Einschränkungen geben?“, fragte Benner-Heinacher. „Technisch ist alles möglich, wie wir in den vergangenen zwei Jahren gesehen haben.“ Unklar ist aus Sicht der DSW auch, warum die Hauptversammlung in Präsenz nicht gleich mitreformiert wird. Bisher laufen noch Gespräche in Berlin über das künftige Gesetz. Und es bewegt sich offenbar etwas Richtung Aktionärsrechte. Tüngler sagt: „Wir können uns nicht vorstellen, dass der Referentenentwurf eins zu eins in den Regierungsentwurf eingeht.“ Die Deutsche Telekom lädt am 7. April übrigens wieder zu einer Hauptversammlung in Präsenz.

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