Die Kaufkraft der Arbeitnehmer steigt wieder

Jahrelang mussten die Arbeitnehmer in Deutschland Kaufkraftverluste hinnehmen. Jetzt steigen die Löhne wieder stärker als die Preise. Doch wie soll es weitergehen? Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten dazu:

Teilen!

Von Wolfgang Mulke

12. Aug. 2014 –

Ist 2014 ein Jahr mit einem kräftigen Lohnzuwachs?

 

Die Kaufkraft der Arbeitnehmer steigt in diesem Jahr wieder, zum Teil sogar deutlich. Nach Berechnungen der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) bewegen sich die Einkommenserhöhungen zumeist zwischen zwei und drei Prozent. Bei einer Inflationsrate von nur einem Prozent können sich die Beschäftigten unter dem Strich mehr leisten. Spitzenreiter ist die Chemische Industrie, in der es gut drei Prozent mehr gibt. Schlusslichter sind die Zeitungsverlage mit einem Plus von 1,2 Prozent.

 

Warum plädieren Notenbanken für starke Einkommenserhöhungen in Deutschland?

 

Sowohl aus der Bundesbank als auch von der Europäischen Zentralbank gab es Äußerungen, die auf den Wunsch nach höheren Lohnzuwächsen in Deutschland hindeuten. Konkrete Empfehlungen gab es aber nicht. Mit kräftigen Aufschlägen wollen die Experten der Notenbanken zwei Ziele verfolgen. Ein Kaufkraftschub könnte den privaten Konsum ankurbeln. Als Folge steigen die Preise tendenziell. Dies würde einer Deflation entgegenwirken, die angesichts der aktuell niedrigen Inflationsrate droht. Außerdem verteuern sich deutsche Exportartikel, wenn die Lohnkosten steigen. Die Position der Konkurrenten aus anderen Euro-Ländern verbessert sich dann und die Krise zum Beispiel in Südeuropa wird schneller bewältigt.

 

Sind die Arbeitgeber zu stärkeren Aufschlägen bei den Einkommen bereit?

 

Die BDA lehnen Forderungen nach einem deutlicherem Lohnplus rundweg ab. Die Lohnentwicklung hänge davon ab, ob die Kunden der Unternehmen bereit wären, die geforderten Preise zu bezahlen, betont Präsident Ingo Kramer. Zu hohe Abschlüsse aus politischen Erwägungen würden Firmen nicht verkraften.

 

Hält die positive Lohnentwicklung auch in den kommenden Jahren an?

 

Kramer erwartet auch weiterhin reale Lohnsteigerungen für die Arbeitnehmer. Allerdings wird es wie bisher auch schon je nach Branche und Region unterschiedliche Vereinbarungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern geben. „Wir können nicht alle Branchen und Betriebe über einen Kamm scheren“, verteidigt er die Unterschiede bei den Lohnerhöhungen. In den kommenden Monaten stehen noch wichtige Abschlüsse an. Bei der Bahn wird schon verhandelt, die Papierindustrie folgt. Anfang nächsten Jahres geht es dann für die Metall- und Elektroindustrie um die Lohnfindung. Die Höhe der Abschlüsse wird dann auch von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängen.

 

Wie groß ist die Gefahr eines Konjunktureinbruchs?

 

Die Phase einer rund laufenden Wirtschaft scheint erst einmal vorbei. Zwar erwarten die Fachleute in diesem Jahr noch ein Wachstum von zwei Prozent. Doch der Motor stottert mittlerweile hörbar. Die Auftragseingänge der Industrie gehen zurück und der wichtige Konjunkturindex vom Institut ZEW bricht derzeit gerade ein. Grund für die Eintrübung sind die vielen internationalen Krisen, allen voran die Lage in der Ukraine und im Nahen Osten. Von einer Rezessionsgefahr gehen die Arbeitgeber dennoch nicht aus. „Wolken können sich auch wieder verziehen“, stellt Kramer fest.

« Zurück | Nachrichten »