Die neuen politischen Unternehmer

Firmen-Initiativen machen Druck auf die Politik

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Von Hannes Koch

04. Nov. 2009 –

Unternehmer und Kapitalbesitzer haben sich lange Zeit öffentlich nur dann geäußert, wenn es um ihre ureigensten Interessen ging. Das ändert sich allmählich. Die „Initiative Zwei Grad – Deutsche Unternehmer für Klimaschutz“ ist nur ein Beispiel für das neue gesellschaftspolitische Engagement der Wirtschaft.


Im „Globalen Pakt“ der Vereinten Nationen haben sich mittlerweile mehrere tausend internationale Firmen zusammengeschlossen. Gemeinsam verpflichten sie sich, im Geschäftsleben zehn Prinzipien einzuhalten. Dazu gehören der Schutz der Menschenrechte, Fürsorge gegenüber der Umwelt und der Kampf gegen Korruption.


Und bei den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und FDP trat kürzlich eine kleine Kapitalisten-Initiative in Erscheinung. 22 „vermögende Bürger und Bürgerinnen“ forderten Angela Merkel und Guido Westerwelle auf, eine neue „Vermögensabgabe“ einzuführen. Das Motto der Reichen: Steuern erhöhen, statt Steuern senken. Geld sei genug vorhanden, sagen die Millionäre, der Staat müsse es nur denen nehmen, die es haben.


Die Botschaft der 22 Gutbetuchten zeigt: Hier hat man es nicht mehr mit einem traditionellen Lobbyverband zu tun. Die alten Unternehmerorganisationen fordern wirksame Exportunterstützung, niedrigere Steuern, weniger gesetzliche Regulierung. Ihnen geht es darum, die wirtschaftliche Situation ihrer Mitglieder zu verbessern.


Die neuen Firmen-Initiativen denken dagegen etwas weiter. Sie machen sich für Anliegen stark, die über ihr eigentliches Geschäftsinteresse hinausgehen und diesem sogar zu widersprechen scheinen. Der Gewinn ihres Unternehmens oder der Zuwachs ihres Vermögens ist nicht das einzige Kriterium, an dem sie sich orientieren. Sie sind in Grenzen bereit, auf Gewinn zugunsten der Allgemeinheit zu verzichten. Klimaschutz beispielsweise kostet viel Geld – auch das der Unternehmen.

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