Die Privathaushalte zahlen drauf

Tut die Europäische Zentralbank das Richtige? Nein, sagt Wolfgang Mulke

Teilen!

Von Hannes Koch

03. Dez. 2015 –

Die vielbeschworene Gefahr einer Abwärtsspriale bei den Preisen besteht derzeit gar nicht. Dass Unternehmen oder Privatleute nicht genug investieren, hat andere Gründe. Es fehlt den Firmen an Wachstumsperspektiven, den Menschen in anderen Euro-Ländern an sicheren Jobs. Erst wenn die Rahmenbedingungen für auf Pump finanzierte Ausgaben stimmen, werden die Kunden Darlehen nachfragen. Doch an den nötigen Reformen dafür arbeiten viele Länder nur halbherzig.

 

Außerdem ziehen die Wachstumsraten in Europa auch in den meisten Krisenländern wieder deutlich an. Irland bringt es als Spitzenreiter auf ein Plus von sechs Prozent seiner Wirtschaftsleistung in diesem Jahr. Selbst die Wirtschaft in Frankreich und Italien kommt allmählich wieder in Schwung. Irgendwann wird diese Entwicklung auch wieder steigende Preise nach sich ziehen.

 

Fatal an der EZB-Politik des billigen Geldes und der Minuszinsen für Bankeinlagen sind die damit einhergehenden Fehlanreize. Ein großer Teil dieses Kapitals landet nicht bei Unternehmen, sondern auf den Aktien- und Immobilienmärkten. Dort entstehen Spekulationsblasen, die ein neuerliches Beben an den Finanzmärkten auslösen können. Gerne weisen die Befürworter auch auf einen Nutzen für den privaten Häuslebauer hin, der seine Immobilie günstig finanzieren kann. Dieser Vorteil wird durch die immer höheren Kaufpreise jedoch mehr als aufgefressen. Am Ende können die Eigenheimbesitzer sogar kräftig draufzahlen, wenn die Blase einmal platzt. Überhaupt zahlen die privaten Haushalte die Zeche für die Strategie der Zentralbank. Ihre Altersvorsorge wird wegen der niedrigen Zinserträge viel teurer.

« Zurück | Nachrichten »