Die unbekannte Großbank

Die KfW agiert zwischen Politik und Markt / Lehman war nicht der erste Flop

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Von Wolfgang Mulke

18. Sep. 2008 –

Nur selten rückt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Kaum jemand kennt die Großbank, die zu 80 Prozent dem Bund und zu 20 Prozent den Ländern gehört. Dabei zählt das staatseigene Institut mit einer Bilanzsumme von mehr als 350 Milliarden Euro zu den größten Instituten des Landes. Da die KfW kein Filialnetz unterhält und auch keine Girokonten für Privatkunden anbietet, ist der Name den meisten Verbrauchern nicht geläufig.

 

Das Institut wurde 1948 gegründet. Anlass waren die finanziellen Hilfsleistungen der Amerikaner aus dem Marshallplan. Das Geld sollte den Wiederaufbau Westdeutschlands beflügeln und musste verwaltet und verteilt werden. Dafür wurde die KfW aus der Taufe gehoben. Nachdem dem Wiederaufbau wurden der Bank neue Aufgaben zugewiesen. Über die KfW fördert der Bund alle möglichen Vorhaben. Häuslebauer kennen die Bank, weil sie zum Beispiel günstige Kredite für die Gebäudesanierung oder für Energie sparende Technik ausgibt. Studenten erhalten bei den Frankfurtern einen Studienkredit. Dazu kommt ein umfangreiches Förderangebot für die Wirtschaft. Es reicht vom preiswerten Darlehen für Existenzgründer über Kredite für den Mittelstand bis hin zur Finanzierung von Exportgeschäften. Darüber hinaus ist die KfW ein Baustein der deutschen Entwicklungshilfe. Das Institut finanziert Projekte in armen Ländern.

 

Für all diese Geschäfte benötigt die KfW Geld. Zum Teil kann die Bank auf die Erträge eines so genannten Sondervermögens zurückgreifen. Dieser Kapitalstock ist aus den Mitteln des Marshallplans entstanden und dient heute der Mittelstandsförderung. Das reicht aber nicht aus. So leiht sich die Bank auf den internationalen Finanzmärkten zusätzlich Kapital. Dabei kann die KfW ungewöhnlich günstige Konditionen aushandeln. Denn hinter der Bank steht der Bund als haftender Eigentümer. Wer der KfW Geld leiht, hat es daher bombensicher angelegt. Je sicherer eine Anlage ist, desto weniger wirft sie ab. Davon profitiert die KfW.

 

Die so genannte Refinanzierung aus den Finanzmärkten ist kompliziert. Zum Beispiel müssen Währungsrisiken möglichst gering gehalten werden. Um sich gegen große Kursschwankungen zum Beispiel bei Dollar zu schützen, vereinbart die KfW mit großen Investmentbanken so genannte Swap-Geschäfte. Beide Seiten tauschen dabei eine zuvor festgelegte Summe zu einem ebenfalls frühzeitig vereinbarten Termin. Eine dieser banktypischen Transaktionen ist an diesem Montag in die Hose gegangen. Zu Wochenbeginn sollte die KfW vereinbarungsgemäß rund 300 Millionen Euro an die US-Investmentbank Lehman Brothers überweisen. Doch Lehman war bereits Pleite und hätte die vereinbarte Gegenleistung nicht mehr erbringen können. Trotzdem ging die Überweisung heraus. Das Geld ist nun in der Konkursmasse der Amerikaner. Wer dafür verantwortlich ist und wie viel davon sich die KfW zurückholen kann, weiß das Unternehmen nach eigenen Angaben noch nicht. Ein für den Steuerzahler teurer Flop ist wahrscheinlich.

 

Es ist nicht die erste teure Panne der KfW. Auch als Miteigentümer der IKB musste die bundeseigene Bank kräftig bluten. Die Mittelstandsbank ist im Zuge der Finanzkrise 2007 unter die Räder gekommen und kann jetzt nur noch für einen vergleichsweise mickrigen Betrag verkauft werden. Zwischenzeitlich musste die Insolvenz der IKB mit milliardenschweren Zusagen verhindert werden. So rutschte auch die Bilanz der KfW in die roten Zahlen. Letztlich ging auch dieser Missgriff zu Lasten der Steuerzahler.

 

An diesem Donnerstag trafen sich in Berlin die 37 Mitglieder des KfW-Verwaltungsrates, um den IKB-Verkauf abzusegnen und sich die dubiose Überweisung an Lehman erklären zu lassen. Vorstandschef Ulrich Schröder stand kein leichter Gang bevor. Denn in dem einem Aufsichtsrat vergleichbaren Gremium sitzen viele Politiker mit unterschiedlichen Interessen, von Finanzminister Peer Steinbrück bis zum Linken Oskar Lafontaine. Dabei hat die KfW wenn alles gut läuft viele Freunde in der Politik. Schließlich half die Bank schon manchem Finanzminister aus der Klemme, in dem sie Aktienpakete von Bundesunternehmen wie der Post und der Telekom übernahm und dem Bund dafür Milliarden überwies. Die Aktien brachte sie erst später auf den Markt.

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