Die Verbraucher zahlen

EZB bei Inflation in Zwickmühle

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Von Björn Hartmann

07. Jan. 2022 –

Für die Europäische Zentralbank wird es in diesem Jahr ungemütlich. Angesichts von 3,1 Prozent Teuerung in Deutschland – dem höchsten Wert seit Euro-Einführung – zeichnet sich für die Euro-Zone eine Inflationsrate ab, die deutlich über jenen zwei Prozent liegt, die die Notenbank als ungefährlich in einer wachsenden Wirtschaft ansieht. Und ihr Auftrag ist die Preisstabilität. In normalen Zeiten müsste sie also langsam gegensteuern und die Leitzinsen anheben, Geld verteuern und so aus dem Markt nehmen, auf dass sich die Inflationsrate wieder senkt. Doch die Zeiten sind nicht normal.

Seit der Finanz- und Euro-Krise sind die Zinsen der EZB auf einem historisch niedrigen Wert von 0,0 Prozent. Zugleich kauft die Notenbank Staatsanleihen, was auch hoch verschuldeten Staaten wie Italien oder Spanien zugute kommt, die so günstig an frisches Geld kommen. Gerade in Italien laufen zahlreiche erfolgreiche Reformvorhaben. Das Land ist dafür aber auf billiges Geld angewiesen. Das Ende des Kaufprogramms oder Zinserhöhungen wären da gefährlich. Kurios dabei: Der Regierungschef, der Italien seit Anfang 2021 auf Reformkurs steuert, ist derjenige, der die ultralockere Geldpolitik als Chef der EZB von 2011 bis 2019 verfolgt hat: Mario Draghi. Legendär seine Aussage 2012, alles zu tun, um den Euro zu retten.

Seither druckt die EZB Geld und flutet den Markt damit. Das war zu Hochzeiten der Euro-Krise wichtig und auch nicht gefährlich, weil die Inflation niedrig war. Jetzt erweist es sich als Problem: Die Inflation zieht an, die Länder benötigen aber weiter Geld.

Unklar ist, wie die EZB aus der Politik des billigen Geldes aussteigen will, ohne Wirtschaft und Reformen der hoch verschuldeten Euro-Länder zu gefährden. Anders als die US-Notenbank Fed, die die Wende bereits eingeleitet und drei Zinserhöhungen für 2022 angekündigt hat, schließen die Europäer solche Schritte auch für 2022 aus. Das deutet alles darauf hin, dass der EZB das Wohl einzelner Staaten wichtiger ist als die Inflation bei zwei Prozent zu halten. Im Klartext: Die Verbraucher werden mehr zahlen müssen.

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