Die Wunschliste der Reisenden an die Bahn
Flexibilität, Pünktlichkeit und Zeitgewinn sind die wichtigsten Motive für Reisen mit der Bahn
09. Jun. 2009 –
Die Züge der Deutschen Bahn AG sollen möglichst oft und berechenbar fahren. Das ist der dringlichste Wunsch, den die Bundesbürger an das größte Verkehrsunternehmen des Landes richten. Nichts ist den Reisenden so wichtig, wie ihre Flexibilität – das hat der Bahntest 2009 des Verkehrsclubs Deutschland ergeben.
2.600 Bundesbürger befragte der VCD im vergangenen April. Das Ziel war es, wissenschaftlich genau die Mobilitätsbedürfnisse der Deutschen zu ermitteln. Dieses Wissen will der VCD nun nutzen, um die Bahn zu mehr Kundenfreundlichkeit zu drängen.
Den Bahntest führt der VCD jedes Jahr durch. Diesmal ging es darum, eine Wunschliste der Reisenden zu formulieren. 75 Prozent der Befragten gaben an, die „Flexibilität“ sei das wichtigste Kriterium für die Wahl des Verkehrsmittels. Weil das Auto vor der Türe steht und zudem an keinen Fahrplan gebunden ist, erhält das private Fahrzeug heute oft den Vorzug vor der Bahn.
Daraus leitet der VCD eine zentrale Forderung ab. „Für mehr Flexibilität müssten nach Schweizer Vorbild alle Züge immer zu gleichen Zeit abfahren und ankommen“, sagte VCD-Vorsitzender Michael Gehrmann. Der Verkehrsclub schlägt vor, die Züge vermehrt zu festen Zeiten und in leicht nachvollziehbaren Intervallen fahren zu lassen. Motto: Jeweils zehn Minuten nach der vollen Stunde fährt der Zug in die nächste Stadt. Ein solcher Fahrplan würde den Reisenden gleichzeitig Verlässlichkeit und Wahlmöglichkeit – Flexibilität also – garantieren, meint Gehrmann. Ein Sprecher der Bahn AG wies daraufhin, dass man feste Taktfrequenzen auf vielen Strecken schon eingerichtet habe. Die vollständige Vertaktung sei aber wegen der hohen Zahl von sieben Millionen Bahnreisenden pro Tag und der Fülle der Verbindungen nicht möglich.
Außerdem hat der Wunsch nach Pünktlichkeit hohe Priorität für die Reisenden. Über 50 Prozent der Befragten gaben an, das ihnen fahrplangemäße Abfahrt- und Ankunftszeiten besonders wichtig seien. Dass man hier ein Problem hat, weiß die Bahn AG selbst. Nicht umsonst bietet sie auf ihrer Internetseite eine Funktion an, mit der die Reisenden vor Fahrtbeginn herausfinden können, ob ihr jeweiliger Zug wie geplant eintrifft oder nicht. Den häufigen Beschwerden über die Unpünktlichkeit hält das Unternehmen entgegen, dass über 90 Prozent der Züge ohne Verspätung unterwegs seien.
Der dritte Hauptwunsch der Verkehrsteilnehmer an die Bahn ist der Zeitgewinn. Die Reisenden schätzen es sehr, wenn sie schnell am Ziel sind. Zeitraubende Umleitungen infolge von Reparaturen auf wichtigen Strecken, wie zur Zeit zwischen Hamburg und Berlin, sind ihnen ein Gräuel. Der VCD spricht sich deshalb dafür aus, die Bahntrassen nicht auf ein Minimum zu reduzieren. Es müsse immer noch ein Ersatzgleis vorhanden sein, um die Züge ohne Behinderung an den Reparaturstellen vorbeifahren zu lassen, so Gehrmann.
Neben diesen Kritikpunkten und Verbesserungsvorschlägen sendet der VCD aber auch eine positive Botschaft: „Die Bahn ist besser als ihr Ruf“. Die Reformen der vergangenen Jahre hätten durchaus Fortschritte gebracht. Auch die Bahnkritiker freuen sich, dass der ICE vom Rheinland in die Hauptstadt nur noch knapp vier Stunden braucht.