DIW bleibt optimistisch

Prognosen sind mit Vorsicht zu genießen / Es geht bald wieder aufwärts

Teilen!

Von Wolfgang Mulke

07. Jan. 2009 –

Die weiteren Wirtschaftsaussichten sind auch für Experten kaum verlässlich einzuschätzen. „Man soll mit Prognosen vorsichtig umgehen“, rät der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Klaus Zimmermann. Erst kürzlich forderte er deshalb angesichts der unwägbaren weltwirtschaftlichen Lage einen Prognosestopp der Institute. Doch davon wollten die Kollegen nichts wissen, obwohl die Vorhersagen derzeit fast im Wochentakt verändert werden. Da hält sich auch Zimmermann nicht mehr an den eigenen Ratschlag und legt eine neue Prognose vor, die das DIW allerdings nur als denkbares Szenario betitelt.

 

Danach wird die Talfahrt der deutschen Wirtschaft nicht so steil ausfallen wie viele meinen. Im laufenden Jahr erwartet das DIW einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um ein Prozent. In der zweiten Jahreshälfte geht es schon wieder aufwärts. 2010 ist mit einem Plus von einem Prozent die Rezession schon wieder vorbei. Dabei hat das Institut die geplanten Konjunkturpakete noch nicht einmal mit eingerechnet. Rein rechnerisch führen die geplanten Konjunkturhilfen von 25 Milliarden Euro pro Jahr zu einem Wachstumsschub von zusätzlich 1,2 Prozent. Im Idealfall würde die Wirtschaft 2009 also nur stagnieren. Mit dieser Schätzung zeigen sich die Berliner Wissenschaftler deutlich optimistischer als ihre Kollegen, die ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um bis zu drei Prozent erwarten.

 

Das DIW sieht auch die Lage am Arbeitsmarkt gelassen. Zwar werde die Zahl der Arbeitslosen bis zum nächsten Jahr um rund 450.000 steigen. Doch gemessen an den 1,5 Millionen neuen Jobs, die in den letzten Jahren entstanden sind, bleibt der Stellenabbau mäßig. „Viele Unternehmen wissen, dass sie eine temporäre Krise vor sich haben“, erklärt DIW-Experte Christian Dreger diese Einschätzung. Die Stammkräfte würden deshalb gehalten. Auch der absehbare Fachkräftemangel halte die Firmen von schnellen Entlassungen ab.

 

Von den Plänen der großen Koalition hält Zimmermann wenig. „Mit dem derzeitigen Konjunkturrettungswettlauf droht der teuerste Bundestagswahlkampf aller Zeiten“, spöttelt der Forscher. Mit kurzfristigem Aktionismus würden Milliarden verbrannt, die später für dauerhafte Investitionen fehlen. Das DIW plädiert dafür, nur die so genannten automatischen Stabilisatoren zu stärken. Das bedeutet vor allem die Stützung des Arbeitsmarktes, damit möglichst viele Bürger über ein regelmäßiges Einkommen verfügen und damit konsumieren können. Mit einer Förderung von Kurzarbeit und Weiterbildung will Zimmermann dieses Ziel erreichen. Darüber hinaus soll der Bund Investitionen in die Infrastruktur und die Bildung planen, damit die Unternehmen Planungssicherheit erhalten. Den Sinn der momentan geplanten Milliardenausgaben für den Straßen- und Schulbau versteht das DIW nicht. Die Baukapazitäten sind demnach noch so gut ausgelastet, dass gar nicht alle Aufträge ausgeführt werden können. Außerdem werde die Branche das Auftragshoch zu Preiserhöhungen nutzen.

 

« Zurück | Nachrichten »