Ein-Euro-Jobs schaffen kaum Chancen
Durch öffentlich geförderte Billigjobs finden Erwerbslose fast keine neuen Stellen auf dem regulären Arbeitsmarkt, kritisieren die Gewerkschaften. IAB-Institut teilt diese Einschätzung weitgehend
08. Jun. 2009 –
Manchem erscheint schon der Begriff wie Hohn: „Ein-Euro-Job“. Die schlecht bezahlten Tätigkeiten sollten Arbeitslosen helfen, eine neue Stelle auf dem normalen Arbeitsmarkt zu finden – so plante es einst die rot-grüne Regierung. In einer neuen Untersuchung will der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) nun belegen, dass dieses Ziel weitgehend verfehlt werde.
„64 Prozent der Befragten glauben nicht daran, durch einen Ein-Euro-Job wieder in reguläre Beschäftigung zu kommen“, heißt es in der Untersuchung des DGB. Damit stellt der Gewerkschaftsbund die Wirksamkeit des Instruments der Ein-Euro-Jobs generell in Frage. Wilhelm Adamy, Experte für Arbeitsmarkt beim DGB-Bundesvorstand, fordert, die Billigjobs „stark zu reduzieren“ und durch andere gezielte Maßnahmen zu ersetzen – etwa die Förderung von Berufsabschlüssen.
Ein-Euro-Jobs gehörten in den vergangenen Jahren zu den wichtigsten Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik. Alleine 2007 wurden 750.000 neue Förderungen begonnen. Das Instrument ist ein Teil der Hartz-Reformen. Die öffentlich bezahlten Beschäftigten erhalten einen Stundenlohn von meist nicht mehr als 1,50 Euro, pflegen zum Beispiel Parkanlagen und sollen dadurch bessere Chancen erhalten, von Hartz-IV auf normale Stellen zu wechseln.
Laut DGB funktioniert dies kaum. „Nur 12 Prozent der Befragten im Ein-Euro-Job wurde eine normale Vollzeitstelle angeboten“, schreibt der DGB. Die Studie stützt sich auf eine Befragung, die das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit Anfang 2007 bei 1.232 Ein-Euro-Jobbern durchführte. Die negativen Ergebnisse spiegeln die Selbsteinschätzung der Befragten wieder. Sie besagen alleine nicht, ob sich deren Chancen am Arbeitsmarkt verbessert oder verschlechtert haben.
Darauf weist Joachim Wolff vom IAB hin, der Anfang 2008 selbst eine Studie zu den geförderten Billigjobs veröffentlichte. Trotzdem hat Wolff Ähnliches festgestellt wie der DGB: „Bei vielen Leuten erzielen die Ein-Euro-Jobs nicht die erhoffte Wirkung, eine Brücke in den regulären Arbeitsmarkt zu bilden“. So habe die Teilnahme an den Maßnahmen „bei unter 25jährigen keinen Eingliederungseffekt“. Allerdings sieht Wolff auch einige positive Veränderungen. Für Frauen und ältere Arbeitslose über 50 Jahren könnten die Ein-Euro-Jobs die Aussichten erhöhen, eine normale Stelle zu finden.
Sowohl DGB als auch IAB meinen, dass die Regierung die Ein-Euro-Jobs teilweise durch andere Instrumente ersetzen sollte. In Frage kommen hier Maßnahmen zur Bildung und Qualifizierung. Einem jungen Erwachsenen zu ermöglichen, den Hauptschulabschluss nachzuholen, kann sehr viel sinnvoller sein, als ihn jahrelang beim Laubsammeln abzustellen.
Eine Grundsatzkritik eigener Art hat derweil die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Siftung veröffentlicht. Demzufolge widersprechen die Ein-Euro-Jobs teilweise internationalem Recht. Unter bestimmten Umständen müssen Erwerbslose in Deutschland Job-Angebote der Ämter akzeptieren. Dies könne man als Verstoß gegen das internationale Verbot der „Pflichtarbeit“ werten, so die Böckler-Stiftung.
www.dgb.de/themen/themen_a_z/abisz_doks/a/arbeitsmarkt_aktuell_04_09.pdf
www.iab.de/194/section.aspx/Publikation/k080211n01
www.boeckler.de/pdf_fof/S-2007-79-3-1.pdf