Ein großer Schritt

Kommentar zur EU-Klimapolitik von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

24. Okt. 2014 –

Retten Sie die Welt. So lautet der Auftrag, dem sich die Europäische Union in der Klimapolitik verpflichtet fühlt. Um 40 Prozent soll der Kohlendioxid-Ausstoß bis 2030 sinken, hat der EU-Rat am Freitag beschlossen. Das ist kein schwarzer Tag für den Klimaschutz, wie manche Umweltaktivisten meinen, sondern ein großer Fortschritt. Fände er weltweit Nachahmer, wäre viel gewonnen.

 

Vielleicht schafft es Europa – nach China und den USA drittgrößter CO2-Verschmutzer - , sogar seinen fälligen Beitrag zum großen Plan zu leisten. Denn damit die Temperatur der Erdatmosphäre um nicht mehr als zwei Grad steigt, müssten die Industriestaaten ihre Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts um rund 90 Prozent verringern. Die europäischen 40 Prozent sind bereits ein guter Teil davon. Danach allerdings wird es immer schwieriger und teurer. Deshalb erscheint es fraglich, ob die nahezu komplette Entkarbonisierung bis 2050 zu erreichen ist.

 

Zweifel an der Konsequenz der Europäer lässt auch aufkommen, dass die Maßnahmen, die zur 40-Prozent-Marke beitragen sollen, vergleichsweise bescheiden ausfallen. Bis 2030 sollen nur 27 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen kommen und die Energieeffizienz um denselben Betrag steigen. Deutlich mehr wäre möglich – wie auch beim Emissionshandel. Hier passiert erstmal gar nichts, obwohl die Verschmutzungsgenehmigungen, die Industrie und Kraftwerke brauchen, heute viel zu billig sind. Indem man ihre Menge erheblich verringerte, müsste man sie eigentlich verteuern, was als Anreiz zum Abschalten dreckiger Kohlekraftwerke wirkte. Aber so ist das mit der Realität: Unter anderem Polen und Großbritannien waren dagegen, man musste einen Kompromiss finden.

 

Aber lässt sich die Welt überhaupt retten? China, die USA und andere wichtige Staaten lehnen diesen Auftrag einfach ab. Unsere CO2-Reduzierung wird zunichte gemacht, weil dort die Schlote stärker qualmen. Im Weltmaßstab steigt der Ausstoß klimaschädlicher Gase, eine Trendwende ist nicht zu sehen. Trotzdem bleibt die EU-Politik grundsätzlich richtig – aus egoistischen Gründen: Langfristig wird Energie aus Wind und Sonne billiger sein als aus Öl, Gas und Kohle.

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