Eine Frage des Willens

Zum Start von Tesla in Brandenburg

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Von Björn Hartmann

22. Mär. 2022 –

Für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist der März 2022 ein besonderer Monat: Im brandenburgischen Grünheide bei Berlin rollte am Dienstag offiziell der erste, vollständig in Europa gefertigte Tesla vom Band – nach Rekordbauzeit für die Fabrik. Und Magdeburg wird bis 2027 ein wesentlicher Standort des US-Chipriesen Intel. Beide Nachrichten zeigen: Deutschland, vor allem auch der Osten, ist für sehr große Industrieansiedlungen interessant – trotz seines Rufs, besonders bürokratisch zu sein. Und trotz der im internationalen Vergleich hohen Abgabenlast und Lohnkosten in der Bundesrepublik.

Die Summen, um die es geht sind enorm: Tesla steckt insgesamt rund 5,8 Milliarden Euro in seine Fabrik nebst Batteriewerk, Intel will sogar 17 Milliarden in den Standort investieren. Bei Intel geht es zunächst um 3000 Arbeitsplätze, bei Tesla sind es bis zu 12.000. Noch viel wichtiger ist, dass die Konzerne weitere Firmen anziehen – mit zusätzlichen in der Regel eher höher bezahlten Arbeitsplätzen. Intel vor allem legt auch Wert auf die Nähe zu deutschen Hochschulen – der Profit wird sicher nicht einseitig sein.

Dass es bei den Standortentscheidungen der US-Konzerne nicht nur um Ostdeutschland geht, zeigt auch eine Studie der Fachhochschule Dortmund zu Tesla: Danach profitieren vor allem Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen von der Ansiedlung im märkischen Sand. Denn in den beiden Bundesländern sitzen die Anlagenbauer und Zulieferer für die Fabrik. Tesla vertraut demnach vor allem auf familiengeführte Weltmarktführer, die sogenannten Hidden Champions. Und bei Intel, das mit dem Bau der Chipproduktion erst beginnt, dürfte es ähnlich sein.

Ohne den politischen Willen, die beiden Konzerne anzusiedeln, wäre Deutschland in beiden Fällen sicher leer ausgegangen. Zum einen gelten die Amerikaner als harte Verhandler, die verschiedene möglichen Standorte weltweit gegeneinander ausspielen. Die schwarz-rot-gelbe Landesregierung in Sachsen-Anhalt sieht da sehr gut aus. Zum anderen ist das Verständnis in den USA für das komplexe deutsche Bau- und Genehmigungsrecht eher unterentwickelt. Da muss übersetzt werden, was der rot-schwarz-grünen Landesregierung in Brandenburg besonders gelungen ist.

Man kann davon ausgehen, dass gerade bei Tesla sehr genau geprüft wurde, bevor es die endgültige Genehmigung gab – um Klagen etwa wegen der immer wieder bemühten Wasserfrage keine Chance zu lassen. Und gerade das Tempo bei Tesla – vom Wald zum Werk in etwa zwei Jahren und drei Monaten – zeigt, dass auch das deutsche Regelwerk nicht nur bremst, wenn alle hinter einem Projekt stehen und Schwierigkeiten gemeinsam beseitigen. Das ist die wirklich gute Nachricht dieses März: Deutschland kann, wenn es will. Und es will.

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