Einfach dumm
Kommentar
24. Okt. 2017 –
Mit der sozialen Marktwirtschaft ist das Versprechen verbunden, dass jeder am Wohlstand teilhaben kann. Eine Voraussetzung dafür ist eine möglichst große Chancengleichheit. Von dieser Zusage ist die Bundesrepublik heute wieder weit entfernt. Es ist höchste Zeit umzusteuern. Dafür gibt es eine Reihe guter Gründe.
Einer ist der wissenschaftliche Befund, dass Familien erst einmal eingetretener Armut kaum entrinnen können. Die davon betroffenen Kinder können von teuren Sportarten, Musikunterricht, einem Nachmittag im Internet oder genügend Raum zur Entfaltung oft nur träumen. Die schlechten Karten der Eltern erben sie ungewollt mit. Denn unter diesen Voraussetzungen haben sie es viel schwerer als Altersgenossen aus finanziell gesicherten Verhältnissen einen Bildungslevel zu erreichen, mit dem sich der Weg in eine berufliche Karriere ebnen lässt. So wird Armut von Generation zu Generation weitergereicht.
Das ist individuell ein Skandal, weil die Kinder nichts für ihre Herkunft können. Es ist volkswirtschaftlich einfach dumm, weil Deutschland auf gut ausgebildete Fachleute angewiesen ist und auf die Talente unter den Armen ohne Not verzichtet. Es ist auch gar nicht nötig, weil die Familienförderung in Deutschland überaus üppig ist und einen dreistelligen Milliardenbetrag im Jahr umfasst. Das Geld wird nur falsch eingesetzt. Von der finanziellen Förderung profitieren auch jene Familien, die es überhaupt nicht nötig haben.
Die Vorschläge, eine Art Grundsicherung für Kinder einzuführen, weist den Weg in eine moderne Familienförderung. Es ist überfällig, aus den Dutzenden Einzelinstrumenten vom Kindergeld bis hin zum Ehegattensplitting ein zielorientiertes Instrumentarium zu entwickeln. Chancengleichheit für Kinder muss nicht mehr kosten, bringt aber allen mehr Gewinn.