Ende der billigen Zeiten

Warum Gas weiter teuer bleibt

Teilen!

Von Björn Hartmann

04. Feb. 2023 –

Noch vor wenigen Monaten herrschte große Aufregung: Bekommt Deutschland genug Gas? Die Preise schossen in die Höhe, Notfallpläne wurden geschrieben. Jetzt ist offenbar genug Gas da. Und es wird billiger. Doch wer auf Preise wie vor fünf Jahren hofft, wird enttäuscht. Sie werden nicht wieder kommen.

Zwei wesentliche Gründe trieben den Preis: Nach dem Höhepunkt der Corona-Pandemie fragte die Industrie wieder mehr Gas nach und im Zuge des Ukraine-Kriegs fielen die russischen Gaslieferungen aus – verbunden mit einer gewissen Panik, es gebe nicht mehr genug Gas. In der Spitze kostete eine Megawattstunde des marktbeherrschenden Dutch TTF in Europa Ende August mehr als 308 Euro.

Inzwischen hat Deutschland russisches Gas durch Lieferungen vor allem aus Norwegen ersetzt. In Rekordzeit entstanden Terminals für Flüssiggas. Die Speicher sind gut gefüllt. Wegen des milden Winters wird wenig geheizt. Und Verbraucher und Industrie sparen Energie. Der Markt beruhigt sich nicht nur in Deutschland, entsprechend fällt der Großhandelspreis.

Aber der Gasengpass weltweit bleibt: Weil Russland als großer Lieferant für viele Länder ausfällt, muss der Brennstoff aus anderen Regionen der Welt kommen. Der Wettbewerb wird größer. Unter anderem deshalb liegt der Großhandelspreis derzeit bei rund 60 Euro je Megawattstunde. Immer noch das Dreifache der Vor-Corona-Jahre von um die 20 Euro.

Der Großhandelspreis ist das eine, was der Verbraucher tatsächlich zahlt, das andere. Denn die Gasversorger kaufen ihr Gas in der Regel nicht vollständig tagesaktuell ein, sondern überwiegend mit länger laufenden Verträgen. Und die Kunden haben meist ebenfalls länger laufende Verträge. So dauert es, bis höhere Preise beim Gaskunden ankommen, ebenso sinken die Preise später.

Seit 1. Januar gilt in Deutschland die Gaspreisbremse. Der Staat übernimmt bei 80 Prozent des Verbrauchs jenen Teil der Kosten, der über zwölf Cent je Kilowattstunde einschließlich Steuern liegt. was bleibt, muss der Gaskunde zahlen – immer noch deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Aber bis 2024, wenn die Hilfe ausläuft, wird es garantiert nicht teurer.

Und danach? Die Experten sind uneins, erwarten, dass sich der Weltmarkt dann wieder in normalen, aber teureren Bahnen bewegt. Nur eins ist sicher: Die Zeiten, in denen Gas dank russischer Pipelinelieferungen billig war, sind vorbei.

« Zurück | Nachrichten »