Entspannung, bitte
Kommentar zum Wachstum von Hannes Koch
16. Aug. 2011 –
Die gute Nachricht lautet: Die deutsche Wirtschaft wächst. Seit Jahresbeginn immerhin um 1,4 Prozent. Diese Dynamik ist in einem alten Industrieland wie Deutschland überdurchschnittlich und deshalb ein Anlass zu Optimismus.
Deshalb: Jetzt bitte keine Panik. Auch, wenn das Wachstum im zweiten Quartal mit nur noch 0,1 Prozent weit hinter dem ersten (1,3 Prozent) zurückgeblieben ist. Diese Verlangsamung ist kein Wunder. Wenn wochenlang über den Zusammenbruch des Euro oder gleich der ganzen Weltwirtschaft geredet wird, überlegt sich der eine oder andere, vielleicht doch keine neue Küche zu kaufen oder auf eine teure Reise zu verzichten. Sicher ist sicher.
Übertriebene Sorgen sind aber fehl am Platze. Deutschland ist grundsätzlich gut dran. Seine Autos und Maschinen sind weltweit gefragt, die Staatsfinanzen leidlich in Ordnung – jedenfalls im Vergleich zu dem, was international inzwischen üblich zu sein scheint. Die Arbeitslosigkeit geht zurück (vom Juli abgesehen), die Löhne steigen, nachdem sie jahrelang stagnierten. Durch die Bank rechnen die Ökonomen damit, dass der Aufschwung anhält, wenn auch etwas langsamer.
Diese Prognosen treffen allerdings nur ein, wenn wir uns jetzt nicht irre machen lassen und in Schockstarre verfallen. Nur dann werden wir auch die Schuldenkrise meistern. Irgendwer muss den Euro-Karren ja aus dem Dreck ziehen. Also: Arbeiten, Investieren, Feiern, Geldausgeben.
Spaßbremsen wie die FDP kann man dabei nicht brauchen. Wem nützt schon eine Steuersenkung von zehn Euro im Monat? Dem Gemeinwesen schadet sie. Denn auch der Staat muss investieren – beispielsweise in Schüler und Lehrer. Und er muss die Verschuldung senken. Tut er das nicht, rutscht auch Deutschland wieder in die Krise.
Aber hier lautet die Devise: Keine Panik. Wir haben schon Schlimmeres überstanden, als eine liberale Regierungspartei, deren neuer Chef doch wieder nur das alte Getreide drischt.
