Erfolg und seine Grenzen

Kommentar zu G7 von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

08. Jun. 2015 –

Ja, der G7-Gipfel in den bayerischen Alpen ist ein Erfolg geworden. Wer die 23-seitige Abschlusserklärung liest, findet dort viele richtige Ziele. So haben die sieben großen, marktwirtschaftlichen Industriestaaten bekräftigt, die Erwärmung der Erdatmosphäre unter zwei Grad halten zu wollen, bis zum Ende diesen Jahrhunderts den Übergang zu einer klimaneutralen Weltwirtschaft zu unterstützen und ihren eigenen Treibhausgasaustoß bis 2050 in etwa zu halbieren. Zahlreiche weitere menschenfreundliche Versprechen folgen. Kanzlerin Angela Merkel hat es geschafft, die G7 ohne Russland in einer Zeit neuer, weltweiter Systemkonkurrenz als Anbieter positiver Werte und praktischer Lösungen zu inszenieren.

 

Wie aber werden die Ergebnisse aussehen, wenn Beobachter beispielsweise aus dem Jahr 2070 auf den Elmauer Gipfel zurückblicken? Werden Sie dann sagen: Das war ein Markstein, gar ein notwendiger Wendepunkt? Die Antwort kann man nur als These formulieren, die auf den heutigen Annahmen beruht.

 

Aus gegenwärtiger Sicht erscheint fraglich, ob die wohlklingenden Ziele erreicht werden. Denn die einzelnen Staaten tun oft nicht genug, um das als richtig Erkannte praktisch umzusetzen. In Deutschland zeigt sich dieser Widerspruch daran, dass zu viele Kohlekraftwerke noch jahrzehntelang Strom produzieren und die Erdatmosphäre mit Treibhausgaben belasten werden. In den USA reichen die bislang gesteckten Minderungsziele nicht aus, um den nötigen Beitrag des Landes zum Zwei-Grad-Ziel zu gewährleisten.

 

Bei der Bekämpfung von Hungersnöten bleiben die reichen Staaten weit hinter dem zurück, was ethisch geboten ist. Sie wollen helfen, bis 2030 weitere 500 Millionen Menschen weltweit von Hunger und Mangelernährung zu erlösen. Weil heute weit mehr als eine Milliarde Menschen an solch schwerem Elend leiden und Abhilfe für die reichen Staaten eigentlich leicht zu finanzieren ist, grenzt das Versprechen der G7 an Zynismus.

 

So zeigt auch dieser Gipfel wieder, wie schwer es fällt, reiche Gesellschaften umzusteuern, wenn dieser Wandel das Geschäftsmodell in Frage stellt. Arbeitsplätze, Firmengewinne und private Annehmlichkeiten der Bürger stehen zur Disposition. Vermutlich müssen die alten Industrienationen in diesem Jahrhundert auf einen Teil ihres materiellen Wohlstands verzichten. Das tut niemand gerne, so lange man nicht dazu gezwungen wird.

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