Erneuerbare Energie kann weltweit konkurrieren
Windräder produzieren Elektrizität billiger als manche konventionellen Kraftwerke. Kosten für Solarstrom sinken deutlich
01. Sep. 2015 –
Manche Formen der erneuerbaren Energien sind weltweit konkurrenzfähig im Vergleich zu Kraftwerken, die Gas, Kohle oder Uran nutzen. So liegt der globale Mittelwert der Energie-Produktionskosten von Windanlagen an Land auf einem ähnlichen Niveau wie der mancher Gaskraftwerke. Das ist ein Ergebnis der Studie „Künftige Kosten der Energieproduktion“ der Internationalen Energieagentur (IEA) in Kooperation mit der Atomenergie Agentur (NEA).
„Der Report zeigt, dass die Kosten der erneuerbaren Technologien, besonders der Solarenergie, in den vergangenen fünf Jahren deutlich gefallen und sie keine kostenmäßigen Ausreißer mehr sind“, schreibt die IEA. Die Agentur gehört zur Industrieländer-Organisation OECD in Paris, wie auch die Nuklearagentur. Beide gelten als atomenergiefreundlich.
Die Studie analysiert die Lebenszyklus-Kosten von 181 hypothetischen Kraftwerksprojekten in 22 Staaten unter der Voraussetzung, dass sie 2020 in Betrieb gehen würden. Neben der Atomkraft haben die Mitarbeiter verschiedene Arten von Kohle-, Gas- und Öko-Kraftwerken einbezogen, darunter unter anderem Windrotoren an Land und auf dem Meer, große und kleine Solaranlagen, Geothermie und Wasserkraft.
Bei angenommenen Kapitalkosten von sieben Prozent liegen die mittleren Produktionskosten für Windparks an Land dann unter 90 Euro (heutiger Kurs) pro Megawattstunde Strom. Elektrizität aus Gasanlagen kostet ebenfalls rund 90 Euro, Kohle- und Atomkraftwerke kommen auf gut 72 Euro. Beträgt der Kapitalzins, den die Investoren zahlen müssen, zehn Prozent, verschiebt sich das Ergebnis zugunsten der Erneuerbaren. Der Grund: Nukleare und fossile Kraftwerke erfordern höhere Investitionen, weshalb die Kapitalkosten relativ zunehmen. Windräder an Land und Kohlekraftwerke produzieren die Megastunde Strom dann für etwa 90 Euro, während Gas- und Atomkraftwerke deutlich darüber liegen.
Nach Einschätzung von Manuel Frondel vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) beziehen solche Untersuchungen nicht die potenziellen Vollkosten der Atomenergie ein. Unfälle vom Ausmaß der Fukushima-Katastrophe und die Endlagerung des Nuklearmülls blieben unberücksichtigt – was die Rechnung zugunsten der Atomkraft verfälsche.
Die mittleren Werte großer Solaranlagen liegen in den beiden IEA-Szenarien zwischen 116 und 143 Euro pro Megawattstunde. Die Experten weisen daraufhin, dass die durchschnittlichen Produktionskosten für Solarstrom seit 2010 von etwa 445 Euro pro Megawattstunde auf rund 180 Euro gefallen seien. Dieser Prozess setze sich fort. Es sei also damit zu rechnen, dass auch Sonnenenergie bald auf einem ähnlichen Kostenniveau hergestellt werden könne wie konventioneller Strom.
Von Land zu Land sind die Bedingungen unterschiedlich. In Deutschland beispielsweise hätten Windparks an Land den IEA-Rechnungen zufolge einen Kostenvorteil gegenüber Gaskraftwerken, würden aber teurer arbeiten als Kohlekraftwerke. Dies hänge immer von den nationalen Bedingungen, Gesetzen und Förderinstrumenten ab.