Exxon braucht Erwachsenenbildung
Kommentar zum Fracking von Hannes Koch
09. Mär. 2015 –
Drumherum geredet hat Gernot Kalkoffen nicht. Der Exxon-Manager und Verbandschef der deutschen Erdgasindustrie setzte sich für Fracking in Naturschutzgebieten ein. Eine klare Ansage, die dazu führen dürfte, dass noch mehr Bürger und Bürgermeister die umstrittene Fördertechnik ablehnen.
Falsch ist Kalkoffens ungeschützte Positionierung aber nicht nur aus taktischen, sondern aus inhaltlichen Gründen. Sie zeugt davon, dass die Fracking-Industrie, darunter auch der US-Konzern ExxonMobil, die vergangenen vier Jahrzehnte politischer Entwicklung in Europa verpasst hat. Neue soziale Bewegungen, Grüne, Risikogesellschaft – schon mal gehört?
Technische Großprojekte werden nur akzeptiert, wenn die Vorteile die Nachteile bei einigermaßen plausibler Abwägung übersteigen. Diese Haltung sollte man nicht als Technikfeindschaft missverstehen, sondern als Fortschritt begrüßen. Die Leute schätzen Naturschutzgebiete als Ruhezonen, die nicht von Verwertung bedroht sind. Solche roten Linien müssen Unternehmen beachten, wenn sie ihre Geschäfte betreiben wollen. Sonst bekommen sie mehr Probleme, als ihnen lieb ist.
Wer Erdöl- und Erdgasbohrungen in Naturschutzgebieten fordert und das damit begründet, dass andernfalls 20 Prozent seiner Ressourcen nicht gefördert werden könnten, hat's einfach nicht begriffen. In den USA sprengen sie Bergen die Spitze weg, um an die Rohstoffe zu kommen. Aber hier eben nicht. Für diese Erkenntnis ist es jedoch niemals zu spät. „Lebenslanges Lernen“ lautet das Motto in der zunehmend komplexen Gesellschaft.