Familie Gutleb sagt „Danke“ für 550 Euro

Am Beispiel der Familie Wenig und der Familie Gutleb, zweier Modell-Haushalte, zeigen sich die finanziellen Auswirkungen des Konjunkturpakets der Bundesregierung

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Von Hannes Koch

13. Jan. 2009 –

Vater Walter Wenig arbeitet als Schichtführer beim Wachschutz, wo er rund 2.100 Euro brutto monatlich verdient. Seine Frau Elisa Wenig ist Hausfrau. Weil die große Koalition den Grundfreibetrag erhöht und den Eingangssteuersatz senkt, hat die Familie in diesem Jahr etwa 100 Euro mehr zur Verfügung, errechnet der Bund der Steuerzahler.

 

Hinzu kommen 38 Euro Ersparnis infolge der Absenkung der Krankenversicherungsbeiträge. Und schließlich erhalten die Wenigs für ihre 16jährige Tochter Clara, die auf´s Gymnasium geht, einmalig ein höheres Kindergeld von 100 Euro. Unter dem Strich hat die Familie 2009 damit 238 Euro mehr, die sie ausgeben kann. Das kommende Jahr bringt einen Vorteil in ähnlicher Größenordnung. Ihr zusätzliches Geld werden die Wenigs vermutlich komplett ausgeben. Denn Wirtschaftsforscher nehmen an, dass Leute mit niedrigen Einkommen ihre gesamten Mittel in die Geschäfte tragen, um die Grundbedürfnisse zu erfüllen.

 

Außerdem überlegen Walter und Elisa Wenig nun ernsthaft, ob sie sich endlich das dringend benötigte Auto kaufen. Ihr 15 Jahre alter Ford Fiesta wird nicht mehr durch den TÜV kommen, und die Bundesregierung bietet eine Abwrackprämie von 2.500 Euro. Walter Wenig hat einen Kleinwagen aus rumänischer Produktion zum Neupreis von 8.400 Euro im Blick: Unter dem Strich würde ihn der Wagen nur noch 5.900 Euro kosten. Wenn er seine Freunde anpumpt, könnte er das Geld zusammenbekommen.

 

Auch Petra Gutleb, eine selbständige Lektorin, und ihr Mann, der vorübergehend die drei Kinder versorgt, profitieren vom Konjunkturpaket der Regierung – freilich in größerem Umfang als die Wenigs. Die Gutlebs erzielen einen zu versteuernder Gewinn von 42.000 Euro im Jahr. Der höhere Grundfreibetrag und der niedrigere Eingangssteuersatzes schlägt 2009 mit knapp 190 Euro zu Buche. Das zusätzliche Kindergeld für die drei kleinen Söhne (300 Euro) und die Verringerung der Kassenbeiträge (63 Euro) lassen ihren Vorteil auf rund 550 Euro im Jahr 2009 steigen. Im kommenden Jahr ist die zusätzliche Summe etwas kleiner.

 

Geben die Gutlebs dieses Geld aus und unterstützen damit die volkswirtschaftliche Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen? Ökonomen argumentieren, dass die Sparquote mit zunehmendem Einkommen wachse, weil wohlhabende Bürger nicht mit jedem zusätzlichen Euro ihre Grundbedürfnisse decken müssten. Ein Teil der Erleichterungen für die mittleren und guten Einkommen wird also nicht den Unternehmen und Arbeitsplätzen, sondern den Spar- und Aktienkonten der privaten Kapitalanleger zugute kommen.

 

Jenseits der unmittelbaren finanziellen Vorteile könnten die Familien Wenig und Gutleb aber auch von anderen Maßnahmen des Konjunkturpakets profitieren. Walter Wenigs Tochter Clara stöhnt oft über die langsame Internetverbindung an ihrem ländlichen Wohnort – mitunter macht ihr das Mühe beim Erledigen der Schulaufgaben. Mit Investitionen in schnellere Internetverbindungen will die Regierung diesen Missstand beheben.

 

Förderlich für die Ausbildung der Kinder aus den Familien Wenig und Gutleb dürfte sich auch auswirken, dass kommunale Schulen und Kindergärten renoviert und besser ausgestattet werden sollen. Und den Eltern könnte noch zustatten kommen, dass die Regierung 100 Milliarden für Kredite und Bürgschaften zur Verfügung stellen will, um notleidenden Arbeitgebern unter die Arme zu greifen.

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