Fleisch soll trotz Tierschutz erschwinglich bleiben

Landwirtschaftsminister Schmidt startet Initiative für mehr Tierwohl. Wenn sich zu wenig freiwillig ändert, will die Bundesregierung mit Gesetzen nachhelfen.

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Von Wolfgang Mulke

17. Sep. 2014 –

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt will Nutz- und Versuchstieren das Leben in den nächsten Jahren erleichtern. Bauern, Handel, Forschung, Tierschützer und Ethiker sollen gemeinsam nach Veränderungsmöglichkeiten bei der Viehhaltung und suchen und diese freiwillig als neuen Standard vereinbaren. Wenn das nicht klappt, will Schmidt mehr Tierschutz gesetzlich durchsetzen. „Ich halte das für eine moderne Vorgehensweise“, verteidigte der CSU-Politiker die Reihenfolge.

 

Eine ganze Reihe von Vorhaben stehen auf der Tagesordnung, die nach und nach umgesetzt werden sollen. Dazu gehört ein Verbot des Kupierens, also Abtrennens, der Schwänze bei Schweinen und der Schnäbel bei Hühnern. Im ersten Quartal 2015 will der Minister eine entsprechende Selbstverpflichtung sehen. Beendet wird demnach bald auch die Massentötung von männlichen Küken. „Jedes Jahr werden rund 45 Millionen Küken getötet, nur weil sie das falsche Geschlecht haben“, kritisiert Schmidt. Das Problem soll technisch gelöst werden, in dem das Geschlecht schon im Ei bestimmt und nicht benötigte Nachkommen gar nicht erst ausgebrütet werden.

 

Konkret zeichnet sich außerdem ein neues Regelwerk für Stallbauten ab, in denen es den Tieren besser geht. Außerdem will Schmidt die Tiertransportzeiten verringern und die Schlachtung von trächtigen Kühen verbieten. Auch gegen den illegalen Welpenhandel wird das Ministerium vermutlich gesetzlich aktiv. Schließlich will die Regierung den Sachkundenachweis der Halter oder Pfleger so verändern, dass die Tiere besser behandelt werden.

 

„Wir brauchen Haltungsbedingungen, die dem Tierwohl bestmöglich gerecht werden und zugleich eine wirtschaftliche Tierproduktion ermöglichen“, betont Schmidt. Wenn beispielsweise Ferkel grundlos getötet würden, sei dies ein klarer Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und gehöre nicht toleriert.

 

Wann genau der Versuch einer erfolgreichen freiwilligen Veränderung des Lebens in den Ställen endet und der Minister eingreift, ließ Schmidt offen. Doch auch der Deutsche Tierschutzbund ist zuversichtlich, dass die Initiative Verbesserungen bringt. „Die alten Fronten existieren nicht mehr“, versichert der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder. Es gehe nur noch darum, wie etwas geändert werde.

 

Beide wissen, dass am Ende auch die Verbraucher über die Haltungsbedingungen der Nutztiere entscheiden. „Fleisch ist heute zu billig, wenn man mehr Tierschutz will“, sagt Schröder. Schmidt nähert sich der Frage nach der Akzeptanz höherer Kosten für die Kunden im Supermarkt von der anderen Seite. „Es muss für jeden erschwinglich bleiben“, betont der Minister. Am 6. Oktober kommt der „Kompetenzkreis Tierwohl“ erstmals zusammen. Dann beginnt das Ringen von Wirtschaftsverbänden, Umweltaktivisten, Tierschutz- und Verbraucherverbänden um eine weniger rücksichtslose Tierproduktion.

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