Geiz ist teuer

Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

22. Dez. 2008 –

Sparer sind bei den professionellen Beratern der Banken schlecht aufgehoben. Um dies festzustellen, hätte die neue Verbraucherministerin Ilse Aigner eigentlich keine Studie lesen müssen. Die Berichte über geschädigte Zertifikate-Käufer haben dies zuletzt eindrucksvoll belegt. Der Fehler steckt weniger in der zuweilen mangelnden Sachkenntnis der Anlageexperten als vielmehr im System. Und daran sind die Verbraucher nicht ganz unschuldig.

 

Die Banken leben von den Provisionen, die sie für jeden abgeschlossenen Versicherungsvertrag oder den Fondsparplan erhalten. Der Anreiz besteht folglich darin, die einträglichsten Produkte anzupreisen und nicht die sinnvollsten. Daraus lässt sich aber keine Alleinschuld der Verkäufer ableiten. Denn die Kunden kommen auch mit unrealistischen Erwartungen in den Schalterraum. Die wenigsten kennen sich mit Finanzprodukten so gut aus, dass sie die Offerten des Fachmanns beurteilen können. Zugleich soll der Beratungsservice kostenlos sein. Es liegt auf der Hand, dass beides nicht zusammen passt. Sage niemand, die Verbraucher seien überfordert. Vor jedem Autokauf werden stundenlang Prospekte gewälzt und Preise verglichen. Dass dies bei einem Produkt Vorfreude bereitet, bei einem weniger attraktiven Sparvertrag langweilt, ist halt leider so.

Ein Alternativmodell zum Schnellkurs in Geldfragen ist der Aufbau eines unabhängigen Beraternetzes. Das bedeutet, der Experte wird nicht von den Versicherungen oder Investmenthäusern bezahlt, sondern vom Anleger. Dazu fehlt bisher bei vielen Sparern die Bereitschaft. Doch nur so kann die Qualität der Anlageberatung nachhaltig verbessert werden. Schließlich geht es bei lang laufenden Verträgen wie Rentenversicherungen schon mal um Unterschiede von einigen Tausend Euro zwischen den besten und den schlechtesten Angeboten. Da sollten vielleicht 100 Euro Beraterhonorar durchaus drin sein. Geiz kann sonst teuer werden.

 

 

 

 

 

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