Grünes Licht für die Ampel

Frosta führt als erstes Unternehmen farbige Lebensmittelkennzeichnung ein

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Von Wolfgang Mulke

03. Jun. 2009 –

Nun kommt die Ampel doch auf die Verpackung von Lebensmitteln. Der Hersteller von Tiefkühlkost, Frosta, schert aus der bisher ablehnenden Front der Lebensmittelindustrie aus. Ab August druckt das Hamburger Unternehmen die Nährwertangaben für Fett, Salz, Fettsäuren und Zucker in den Farben grün, gelb oder rot auf die Verpackungen von vier Fertiggerichten.

 

Diese einfache Art der Darstellung fordern Verbraucherschützer schon lange vergebens. Grün signalisiert, dass der jeweilige Stoff in geringem Umfang enthalten ist, gelb steht für einen mittleren und rot für einen hohen Wert. Frosta-Vorstand Felix Ahlers will damit Kundenwünschen nach einer leicht verständlichen Kennzeichnung nachkommen. „Wir haben als Hersteller kein Problem damit“, sagte Ahlers am Mittwoch in Berlin. Allerdings erwartet das Unternehmen nun auch eine gesetzlich verbindliche Regelung für die Ampelkennzeichnung, damit die Produkte für die Kunden vergleichbar werden.

 

Frosta steht in der Nahrungsmittelindustrie noch allein auf weiter Flur. Die Wirtschaft lehnt die Ampel weiterhin rigiros ab. „Die Bewertung einzelnen Nährstoffe ist willkürlich und wissenschaftlich nicht zur rechtfertigen“, erläutert der Chef des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde, Peter Loosen. Die Industrie setzt auf ein anderes System, bei dem die Nährwerte pro Portion und im Verhältnis zum Tagesbedarf angegeben werden. Diese Darstellung ist zwar ebenfalls informativ, erschließt sich jedoch nicht auf den ersten Blick.

 

Viele Hersteller, besonders von Süßwaren, Limonaden und Fertiggerichten, haben Angst vor der Ampel. Zu viele rote Symbole könnten die Kundschaft vom Kauf ihrer Produkte abhalten, obgleich der Konsum in Maßen gar nicht ungesund sein muss. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner ist ebenfalls gegen die Ampel. Die CSU-Politikerin sieht in den anderen EU-Staaten keine Unterstützer und will keinen nationalen Alleingang unternehmen. Die SPD wirft der Ministerin Tatenlosigkeit vor und setzt sich für den Farbaufdruck ein. „Die Kennzeichnung soll einfach, leicht verständlich und mit einem Blick zu erfassen sein“, fordert die Verbraucherexperten der Fraktion, Elvira Drobinski-Weiß.

 

In England ziert die Ampel schon länger eine Reihe von Produkten. Doch auch die Briten setzen sich nicht für eine verbindliche Regelung ein. Nun muss das europäische Parlament erst einmal entscheiden, wie die Kennzeichnung in der EU gehandhabt werden soll. Eigentlich sollte schon im Frühjahr darüber entschieden werden. Nun wird ein Termin bald nach der Europawahl angepeilt.

 

 

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) und die AOK halten die Ampel ebenfalls für die beste Lösung. „Wir brauchen eine Kennzeichnung, die insbesondere auch für Familien eine schnelle Orientierung liefert“, erläutert vzbv-Chef Gerd Billen. Eine bessere Alternative biete niemand. Die AOK erhofft sich durch die Farbmarkierungen einen Beitrag zur gesunden Ernährung. Denn Übergewicht hat in Deutschland ein beträchtliches Ausmaß erreicht. Jeder zweite Erwachsene und jedes siebente Kind tragen zu viele Kilos mit sich herum. Fettsucht ist bei den jüngsten noch immer auf dem Vormarsch. Deshalb haben sich Kinderärzte schon frühzeitig auf die Seite der Ampel-Befürworter geschlagen.

 

 

 

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