• Textilfabrik in Bangladesch. Foto: Hannes Koch

Gut in jeder Hinsicht

EU-Lieferketten-Richtlinie beschlossen

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Von Hannes Koch

25. Mai. 2024 –

Martin Wansleben scheint wenig von Wirtschaft zu verstehen. Komisch für einen Funktionär, der als Geschäftsführer der deutschen Industrie- und Handelskammern amtiert. Er fordert, das deutsche Lieferkettengesetz auszusetzen. Und das jetzt, nachdem es gerade richtig in Kraft getreten ist, Unternehmen und Aufsichtsbehörde sich daran gewöhnen. Dem schlechten Rat Folge zu leisten, hieße, Durcheinander und Unsicherheit zu verbreiten – das Gegenteil von dem, was der Wirtschaft gefällt.

Erst waren große deutsche Wirtschaftsverbände gegen das hiesige Lieferkettengesetz. Ihr Argument: Man muss das auf europäischer Ebene regeln. Dann waren sie gegen die entsprechende EU-Richtlinie. Argument: Alles zu kompliziert. Nun wurde am Freitag die europäische Regulierung beschlossen. Was sagt Martin Wansleben dazu? „Wir brauchen umsetzbare Lösungen auf betrieblicher Ebene.“ Das sind Äußerungen aus einer Parallelwelt, in der Kapitalismus ohne Gesetze funktioniert.

Mag die Lieferkettenregulierung anfangs auch nervig sein, wird sie den europäischen und deutschen Unternehmen auf Dauer nützen. Sie verpflichtet die Firmen zu menschenrechtlichen Minimalstandards bei ihren globalen Lieferanten – halbwegs angemessenen Löhnen, Urlaub, gewerkschaftlicher Vertretung, Sicherheit am Arbeitsplatz für die Beschäftigten in aller Welt. Die Demokratien nehmen ihren eigenen Anspruch ernst. Sie bieten fairere Arbeitsverhältnissen als die Putins, Xi Jinpings und Autokraten dieser Welt. Die Arbeiterinnen und Arbeiter in Asien, Afrika und Lateinamerika werden dieses Angebot beantworten – mit der Qualität ihrer Produkte und einem Lächeln nach Norden.

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