Holzspielzeug ist oft nicht harmlos

Chemikalien und lockere Teile könne für Kleinstkinder gefährlich werden. Laut Stiftung Warentest dürften manche Produkte hgar nicht verkauft werden.

Teilen!

Von Wolfgang Mulke

21. Nov. 2013 –

Eltern oder Verwandte sollten beim Kauf von Holzspielzeug für Kleinstkinder aufpassen. Allzu oft enthalten die Produkte auf dem deutschen Markt krankmachende Chemikalien. Auch sind Kleinstteile mitunter so schlecht verarbeitet, dass sie schnell mal verschluckt werden könne. Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest, die 30 Kinderspielzeuge analysiert und bewertet hat. „Das Testergebnis ist wieder sehr schlecht“, stellt Stiftungs-Vorstand Hubertus Primus fest. Mehr als die Hälfte der geprüften Spielzeuge enthielten Schadstoffe, von denen eine Gesundheitsgefährdung ausgehen kann.

 

Die Tester fanden Stoffe, die Krebs erregen, das Erbgut verändern oder die Fortpflanzungsfähigkeit vermindern können. Die Liste liest sich wie ein Chemiehandbuch, mit Bezeichnungen wie Foramldehyd, Nickel, Benzidin oder Schwermetallen. Folglich fielen auch die Werturteile für die Branche miserabel aus. Sieben Produkte wurden mangelhaft benotet, weitere neun als ausreichend.

 

Testkäufer haben Greiflinge und Wagenketten, Bauklötze, Puzzle, Schiebespielzeuge und Holzfahrzeuge für die unter dreijährigen gekauft. Dabei erwarben sie bekannte Marken wie Brio, Eichhorn oder Ravensburger, aber auch Angebote von den Handelsketten Ikea, Karstadt, Spiele Max und Toys R Us. Gut ein Drittel der Ware wurde auch in Deutschland produziert, der Rest in China. „Made in Germany bietet keine Garantie für sicheres Spielzeug“, warnt Primus. Denn auch zwei heimische Spielzeuge der sächsischen Firma Hess erhielten die schlechteste Note. Beide hätten aufgrund schlecht verarbeiteter Kleinteile gar nicht verkauft werden dürfen, meint der Experte. Verkaufsfähig ist demnach auch der Schiebefrosch des Herstellers New Classic Toys nicht, in dem die Prüfer krebserregende Stoffe fanden. Alle drei Produkte wurden nun der Marktaufsicht gemeldet.

 

Es geht auch anders. 14 Spielsachen erhielten das Prädikat „gut“ oder „befriedigend“. Bei den Holzpuzzles schnitt der Elefant Smiki von Spiele Max am besten ab, bei den Nachzieh- und Schiebetieren Trollinchen von der Firma Walter. Bei Bausteinen liegt der Hersteller Haba vorne, bei Fahrzeugen ein Angebot von Karstadt. Die konkreten Einzelergebnisse veröffentlicht die Stiftung in der Dezemberausgabe der Zeitschrift Test. Enttäuscht zeigen sich die Verbraucherschützer von den Reaktionen der Industrie. Nur Ikea reagierte vorbildlich und nahm kritisierte Bauklötze aus dem Sortiment. Ansonsten nahm kein Unternehmen risikoreiche Produkte vom Markt. Manche reagierten nicht einmal auf die Nachfragen der Stiftung.

 

Holger Brackemann, der Leiter der Untersuchung, hat für Eltern Tipps für die Auswahl des Holzspielzeugs parat. „Es ist sicherer, Spielzeug aus unlackiertem Vollholz zu kaufen“, rät der Experte. Denn die Schadstoffe sind meist im Lack oder im Sperrholz zu finden. Außerdem sollen die Käufer im Laden einen kleinen Belastungstest vornehmen und prüfen, ob sich Teile lösen. Auch ein Schnuppertest kann helfen, unerwünschte Belastungen zu entdecken. Ein Indiz für unbedenkliche Ware ist das Gütesiegel GS-Zeichen. Dies erhalten Hersteller nur nach einer Untersuchung des Produktes durch ein unabhängiges Labor. Doch nur fünf der 30 getesteten Spielzeuge trugen das Zeichen. Dies zeige, dass die Branche eine Information der Verbraucher über die Sicherheit ihrer Produkte nicht für erforderlich hält, kritisiert Brackemann.

 

« Zurück | Nachrichten »